Uns gefällt es sehr gut auf Guernsey, aber nicht nur deshalb sind wir nun fast schon eine Woche hier. Walter hat sich einen Infekt eingefangen, ist nicht voll einsatzfähig und soll sich hier erholen. Deshalb machen wir auch ein schonendes Tagesprogramm. Am interessantesten ist jedoch das Hafenkino! Vorstellungsbeginn: Immer 2 Stunden vor bis 2 Stunden nach Hochwasser (so vergeht auch viel Zeit). Filmtitel: „Reise nach Jerusalem“. Die Victoria Marina hat ein festes Fluttor, ein Süll mit einer Höhe von 4,2 Metern (von draußen gesehen). Was gewährleistet, dass bei Ebbe nicht das komplette Wasser aus dem Hafen raus schießt. Im Hafenbecken ist eine Wassertiefe zwischen 1,20 und knapp über 2 Meter.Über dem Süll an der Hafeneinfahrt steht bei Hochwasser, je nach Tide zwischen 4 und 5 Meter Wasser, und demnach können die Boote erst raus oder rein, wenn genügend Wasser aufgelaufen ist. Zuerst verlassen die Motorboote mit geringerem Tiefgang unter mächtigem Einsatz von Bug- und Heckstrahlruder die Marina. Macht einen Höllenlärm. Danach kommen die Segler, mit erheblich weniger Einsatz von diversen Hilfsmitteln. Zwei Hafenmeister düsen mit ihren kleinen Motorflitzern nach draußen und lotsen die wartenden Boote eines nach dem anderen in den Hafen. Rein kommen zuerst die Motorboote mit geringem Tiefgang, dann nach und nach die Segelboote. Die Hafenmeister achten darauf, dass die Motorboote in der ersten Boxengasse zusammen sind, die zweite Boxengasse wird durchgemischt und ab der dritten Boxengasse liegen nur noch Segelboote. Das ist sehr gut durchorganisiert, weil die Boote meist im Päckchen liegen müssen und ein Segler schlecht an einem Motorboot festmachen kann. Zu unterschiedlich ist die Höhe des Aufbaus. Sehr unterschiedlich sind auch die Anlegemethoden, je mehr Leute auf den Schiffen sind, desto chaotischer ist es. Die Niederländer und Engländer sind am besten, ganz ruhig und souverän wird eine Leine ausgebracht, wenn die liegt ist alles klar und die finale Vertäuung findet anschließend sehr überlegt statt. Manche haben praktischerweise schon einen kleinen Tritt außenbords hängen, auf dem der Leinenmensch mit der ersten Leine steht und am Steg nur einen langen Schritt nach außen machen muss und nicht rüber springen muss. Diese Art will ich auch mal versuchen, indem ich den Fenderstep nach außen hänge – mal sehen ob es klappt. Am lautesten geht es bei den Franzosen zu – mit viel Blabla und Tärä wird angelegt. Bislang ist noch keiner ins Hafenbecken gefallen, am Ende liegen sie doch alle sicher und sind zufrieden.