Santiago de Compostela

Unser Plan für Heute: Um 9 Uhr losfahren nach Santiago de Compostela, es sind knappe 70 Kilometer. Um 12 Uhr beginnt die Pilgermesse und die Kathedrale wird für die Zeit der Messe verständlicherweise abgeschlossen. Der Terminplan geriet leicht ins Wanken, weil wir schlicht und einfach verschlafen haben. Kurz vor 12 Uhr waren wir im Außenbezirk von Santiago de Compostela. Wie durch Zufall fuhren wir mit dem Auto auf dem Camino de Santiago – dem Jakobsweg. Wir haben den Wagen geparkt und sind die letzten drei Kilometer des Jakobswegs „gewandert“. Viele, sehr junge Pilger (zwischen 20 und 30 Jahre alt) sind unterwegs nach Santiago, wenige in unserem Alter. Auch viele mit dem Fahrrad – das zählt mittlerweile wohl auch. An der Porto do Camino angekommen, brauchen wir nur noch den Rucksäcken durch die mittelalterliche Altstadt zu folgen. Ziel Aller ist der Plaza do Obradoiro vor der Kathedrale. Wir wissen, dass die Kathedrale gerade noch abgeschlossen ist und stehen auf dem Plaza. Die Kathedrale ist eingerüstet, Fotos zu machen bringt nichts. Auf dem Plaza ist eine Stimmung wie auf der Kirbe (Volksfest/Kirmes). Die Einheimischen machen wohl keinen Popanz mit dem Wallfahrtsort und der Pilgerei. Auf dem Plaza ist eine Art Disneyland-Bus mit entsprechender Musik – ein krasser Stilbruch im Verhältnis zum Umfeld. Wichtig ist nebenbei auch das Geld, das die Touristen und Pilger liegen lassen. Überall werden Handzettel mit Restaurant-Tips, Ermäßigungs-Vouchers für Souvenirartikel etc. verteilt. Aber eine Touristenfalle ist es wirklich nicht. Wir gehen zum Tourismusoffice, holen uns einen kostenlosen Stadtplan und laufen die kleine Altstadtrunde ab. Sehr beeindruckende alte Steine und an jedem Eck eine Kirche. Zu Recht ist die komplette Altstadt UNESCO-Weltkulturerbe, ohne Frage, die Altstadt ist sehenswert. Wer mehr über die Historie von Santiago wissen möchte, sollte die Freunde von Wikipedia fragen. Wir kommen an der Kirche Igrexa das Animas vorbei, hier werden wir angelockt von einem Gesang, der uns an die Drei Tenöre erinnert. Die beiden Flügel der Kirchentüre sind weit geöffnet, die Kirche ist festlich geschmückt, weil eine Hochzeit stattfindet. Das Brautpaar und die Gäste füllen die vorderen Reihen, die unbeteiligten Besucher stehen hinten. Offensichtlich war es der Wunsch der Brautleute, dass sich auch Andere an der Musik erfreuen, bzw. an der Zeremonie teilnehmen können. An den Markthallen kommen wir vorbei, biegen ein und genehmigen uns eine kleine Portion Pulpo (gekocht im Salzwasser, mit Meersalz, Paprika und Olivenöl gewürzt). Schmeckt richtig lecker und wie bereits gesagt, der Pulpo ist pflegeleicht, einmal gar, immer gar. Wir pilgern zur Kathedrale zurück und stellen fest, dass wir uns in die Besucherschlange einreihen können und pro Person 12 Euro zahlen sollen. Wir verzichten auf die Innenbesichtigung. Walters O-Ton: Da drinnen hättest du es eh nicht ausgehalten, da riecht es nach Moder, Weihrauch, Schweiß und Käsefüße. Zwischenzeitlich ist es Nachmittag, wir laufen zurück zum Auto und wir wenden uns wieder weltlichen Dingen zu: Außerhalb der Stadt ist ein großes Einkaufszentrum mit einem Carrefour-Markt. Wir stocken unseren Proviant für die nächsten Tage auf und fahren zurück nach A Coruna. Hier wollten wir noch den Herkules-Turm besichtigen, aber es fängt an zu regnen. Na dann eben nicht, morgen ist auch noch ein Tag. Die Wetterprognose ist eh so, dass wir in den nächsten zwei Tagen gar nicht hier weg wollen.