Mit dem Mietwagen geht es heute die Südküste entlang nach Calheta. Wir besuchen das Centro das Artes das Mudas. Der Milliardär Joe Berardo hat seine Heimat Madeira nicht vergessen und fördert auf Madeira unter anderem die Kunst. Das Kunstmuseum in Calheta ist schon wegen seiner Architektur sehenswert (2005 für den Mies-van-der-Rohe-Preis nominiert). Dunkles Vulkangestein an den Außenwänden, die Besucher betreten das Gebäude durch das Dach, um dann drei Stockwerke nach unten zu steigen. Leider hat sich Herr Bernado derzeit nicht dafür entschieden eine Auswahl seiner 1000 Kunstwerke der Öffentlichkeit zu zeigen. Laut Reiseführer sollten dort Werke von Picasso (Werk „Tète de Femme“), Andy Warhol, Yves Klein, Sol leWitt, Henry Moore … zu sehen sein. Aktuell werden jedoch Arbeiten von lokalen jungen Künstlern auf nur zwei Ebenen gezeigt. Entsprechend enttäuscht, bzw. mit falschen Vorstellungen dort aufgelaufen, verlassen wir nach kurzer Verweildauer das Gebäude und fahren runter in den Ort. Der Ort Calheta hat zwei künstliche Badebuchten mit Sand aus Marokko und einen Yachthafen daneben. Der Yachthafen sieht leider nicht sehr verlockend aus; zwar gibt es Schwimmstege und genügend Platz, aber das Umfeld ist ziemlich ramponiert. In den Gebäuden am Hafen sind die Fenster eingeschlagen, selbst dicke Betonplatten wurden zum Brechen gebracht. Diese Schäden könnten von Unwettern her rühren, oder das ist reiner Vandalismus? Schade drum! Wir fahren weiter nach Paul do Mar, einem kleinen charmanten Fischerort am schmalen Küstenstreifen. Hier ragen die Felswände 400 Meter senkrecht in die Höhe, eindrucksvoll. Schon bei der Anfahrt über die Küstenstraße wundern wir uns über die Polizeipräsenz. Die Ortsdurchfahrt ist gesperrt, es riecht schon wieder nach Holzfeuer und Gerilltem. Wir parken außerhalb und gehen zu Fuß in den Ort mit seinen schmalen Gassen. Es ist Sonntag, Bettüberwürfe in knalligen Farben hängen an den Außenwänden der Häuser, die Bewohnerinnen wuseln durch die Gassen und legen einen Blumenteppich aus. Die Kirche, der Kirchplatz und die Gasse dorthin sind mit den schon bekannten (Plastik-) Blumengirlanden und weißen Flaggen mit rotem Kreuz geschmückt. Der ausgelegte Blumenteppich beginnt am Kirchenportal und endet am Hafen. Aktuell findet noch eine Messe statt, die über Außenlautsprecher bis in den letzten Winkel des Dorfes übertragen wird. Wir erfahren, dass nach der Messe eine Prozession zu Ehren des HERRN stattfindet. An diesem Wochenende ist auch hier das Festa do Senhor. Die Messe endet nach gefühlten zwei Stunden, die Frauen des Dorfes werden auf den letzten Drücker mit dem Blumenteppich fertig, die Prozession beginnt. Zuerst kommen die Kommunionskinder, die Messdiener, dann der Baldachin mit dem Pfarrer drunter, dahinter, fein rausgeputzt, die Besucher der Messe und zum Schluss reihen sich die restlichen Dorfbewohner und die Blumenauslegerinnen ein. Alle laufen links und rechts am Blütenteppich vorbei, nur der Pfarrer hat das Privileg über den Blumenteppich zu laufen. Zwischen den Blumen haben die Damen, farblich schön abgestimmt, blaue Weintrauben arrangiert. Nach diesem Akt fahren wir weiter nach Jardim do Mar, ebenfalls ein hübscher Fischerort mit engen gepflasterten Gassen und autofrei! Als letztes Ziel für heute haben wir uns die Pousada dos Vinháticos ausgeguckt. Pousada ist eine Art Landgasthaus, die Vinháticos liegt im unteren Drittel des alten Ecumeada Passes und ist die älteste Herberge auf Madeira. Wie immer fahren wir zunächst falsch, weil wir nicht von der Schnellstraße runter können. Wir sind im Tunnel gefangen und landen schon fast wieder in Sao Vicente bis wir endlich umdrehen können und einen neuen Anlauf starten. Das Tal Ribeira da Serra de Agua ist derzeit eine Großbaustelle und deshalb haben wir die Abzweigung von Süden kommend nicht gefunden. Im Restaurant angekommen stellen wir fest, dass außer uns nur noch zwei Gäste da sind. Später sind es acht Gäste – acht Deutsche. Neben uns ein Paar aus Stuttgart-Degerloch und Böblingen. So klein ist die Welt. Das Essen ist vorzüglich, das Beste, das wir seit langem serviert bekommen haben! Spät, sehr spät kommen wir zurück zum Schiff. Heute hat sich auch die Hundemeute nicht blicken lassen – gut für sie! Weil wir nämlich Taschenlampe und Pfefferspray parat hatten.