Ankunft auf Lanzarote

Sahnesegeln am Freitag, den 05.09.2014! Abergläubische Segler laufen nie freitags aus, wir aber schon. Vollzeugbrise am Wind. Trotz Schwachwindprognose haben wir zwischen 12 und 18 Knoten Wind. Es wird der schönste Segeltag seit Helgoland – ehrlich! Die Sunrise läuft nie unter 7 Knoten, am Wind kann sie halt gut… Und wem haben wir das zu verdanken? Der Uli und dem Wolfgang von der Golden Tilla. Bereits in Porto Santo kam Wolfgang zu uns ans Schiff und hat sich gefreut, dass er ein in Österreich gebautes Schiff auf Madeira trifft. Die Uli und der Wolfgang sind nämlich Österreicher und in Österreich bekannt wie der „Bunte Hund“. Sie sind bereits sieben Mal über den Atlantik und ein Mal rund um die Welt herum. Beide haben uns unter ihre Fittiche genommen und gesagt, dass wir auch am Freitag los sollen, weil das Wetterfenster für die Überfahrt nach Lanzarote immer schlechter wird und wir nicht weitere zwei Wochen abwarten wollten. Ja, das aus den Wetternachrichten bekannte Azorenhoch ist derzeit nicht vorhanden und bringt manchen Segler zur Verzweiflung. Unsere Vollzeugbrise hat sich leider in der Nacht von Freitag auf Samstag verabschiedet und wir mussten wieder den Motor mitschieben lassen, bzw. die komplette Nacht von Samstag auf Sonntag ausschließlich unter Motor fahren. Haben wir unbeabsichtigt wohl so gebucht, die ganzen 2500 Meilen bis hierher hatten wir oft richtig doofe Welle, Gezeitenstrom (ist normal, wussten wir eh) oder so unstetigen Wind, sodass wir den Motor mitlaufen lassen mussten oder nur unter Motor gefahren sind. Ist aber 1000 Mal besser als Starkwind, Regen und Nebel. Wir sind mehr als zufrieden mit unserer Seereise (was haben wir für ein Glück, dass wir das verwirklichen können), obwohl wir mittlerweile bereits 300 Motorstunden auf dem Zähler haben. Der Motor braucht dringend einen Ölwechsel. Zudem haben wir heute nach der Ankunft in Puerto Calero (50 Stunden gebraucht) mal wieder unser „Schlafzimmer“ ausgebaut, um an die Tanks zu kommen. Wir hatten eine schmierige Flüssigkeit in der Bilge, deren Herkunft uns rätselhaft war. Gerochen hat sie nach Altöl emulgiert mit Salzwasser. Jetzt wissen wir, dass die Dichtung vom Dieseltank undicht ist. Walter hatte in Quinta do Lorde den Tank randvoll gemacht (in weiser Voraussicht) und dadurch haben wir erst die Dieselsauerei durch die undichte Dichtung bekommen. Trotzdem sind wir beruhigt, dass es nur die Dichtung ist. Morgen, am Montag werden wir schauen, ob wir einen Fachmann mit der richtigen Dichtung herkriegen.
Hier auf Lanzarote ist es so warm, dass wir zum ersten Mal froh sind, eine Klimaanlage im Schiff zu haben. Die Sicherung am Steg scheint auch zu halten, sodass wir die Anlage während der schweißtreibenden Umbauaktion laufen lassen konnten. Luxus pur. Die Klimaanlage war beim Kauf der Sunrise schon drin und ich wollte das Gerät schon ausbauen lassen, weil es so viel Stauraum wegnimmt. Gut, dass der „LEXA“ mich davon abgebracht hat.
Zur Überfahrt selbst ist zu sagen, dass wir uns mit der Nachtwache wieder lose abgewechselt haben. Letzte Nacht habe ich bis 2:30 Uhr „Dienst“ gehabt. Walter hatte sich nach dem Abendessen gleich abgelegt, sodass er ausgeruht übernehmen konnte. Ich durfte dann von 3 Uhr bis 9 Uhr schlafen. Wir sind schon so weit im Süden, dass wir unterwegs bereits Wasserschildkröten und fliegende Fische gesehen haben. Die fliegenden Fische sind echt krass! Schießen wie der Pfeil aus dem Wasser, flattern mit den Flügel-Flossen und überwinden locker 200 Meter bevor sie wieder abtauchen. Auch eine Schule mit kleinen Walen (die Delphine, die wir seither gesehen haben, sahen anders aus) haben wir direkt vor Puerto Calero gesehen. Sie sind nicht gesprungen, sondern sind mit dem Schwanz voraus aus dem Wasser aufgetaucht und sind kopfüber senkrecht im Wasser gestanden – witzige Tiere.