Im November regnet es auf Teneriffa und La Gomera im Durchschnitt an 6 Tagen. Ich befürchte, die Aussage gilt pro Insel, weil wir nähern uns den zwölf Regentagen im November. Ab Freitagmittag ist hier laut Wettervorhersage kräftig was geboten: Wind mit 7 – 8 Beaufort und Regen dazu Wellen mit 4-5Meter. Das heißt, unser Programm für Freitag steht schon. Wir bleiben im Hafen auf dem Boot und lassen den Landausflug sausen. Nur so können wir sicher sein, dass unsere Festmacherleinen und Fender dem Druck standhalten. Zurzeit herrscht die Ruhe vor dem Sturm, es ist windstill und im Hafen ist eine angespannte Atmosphäre. Einige Schiffe sind noch eilig in Richtung Süden ausgelaufen, neue Schiffe kommen nicht mehr an, weil diese lieber in sicheren Häfen das Wetter abwarten. Das Barometer fällt und fällt – wir werden sehen was kommt.
Heute hatten wir den zweiten Versuch gestartet, eine Wanderung im Nationalpark zu machen. Eine schöne Rundwanderung mit 3 Stunden durch den ursprünglichen Lorbeerwald sollte es sein. Mit jedem Höhenmeter, den wir hochfuhren wurde es feuchter. Am Wanderparkplatz Laguna Grande angekommen, regnete es Bindfäden. Wir waren uns sofort einig, dass das auch heute wenig Freude macht und so starteten wir zur Rundfahrt mit dem Auto in Richtung Hermigua, Agulo und Vallehermoso. Die Straße nach Hermigua zweigt von der Hauptstraße nach Valle Gran Rey ab und führt nach Nordwesten. Die Hauptverbindungsstraßen sind richtig gut ausgebaut und trotz der vielen Serpentinen gut zu fahren. Nach ein paar Kilometern standen Absperrungen quer über die Straße – Straße gesperrt wegen Steinschlag und Felsrutsch! Planänderung. Gut, dass wir eine detaillierte Wanderkarte von La Gomera (vielen Dank an Christine und Heinz) dabei hatten, da sind auch die kleinen Nebenstraßen drauf verzeichnet. Kurz vor der Absperrung geht links eine Piste ab, ein Schild zeigt Durchfahrtverbot für Fahrzeuge ab 10 Tonnen. Da fallen wir nicht drunter, also abbiegen. Die Piste erweist sich als gepflasterte Forststraße und da wir nicht als einziges Auto dort unterwegs waren, konnte es so falsch ja nicht sein. Entgegenkommen darf halt kein Auto, sonst ergibt sich eine schwer lösbare Situation. Wir wollen also über El Cedro nach La Palmita und weiter nach Hermigua – laut Wanderkarte eine weiße Piste, durchgehend. Da Walter zwischendurch einen Fotostopp machen musste, verloren wir unseren vorausfahrenden einheimischen Polo. Es gab nun mehrere Abzweigungen in Folge, die jeweils ordentlich mit Wanderwegschildern versehen waren. Wir fuhren nun nach den Wanderwegschildern und landeten doch tatsächlich in El Cedro. Dort gibt es einen Campingplatz und ein Restaurant. Den einheimischen Polo fanden wir auf dem Parkplatz vor dem Restaurant wieder – nur der Parkplatz war leider auch gleichzeitig eine Wendeplatte – also Sackgasse. Um es abzukürzen: Nach mehreren Versuchen die Forst- und Wanderwege, die von hier aus sternförmig abgehen, zu befahren, sind wir schließlich alles wieder zurückgefahren. Zuvor hatten wir jedoch ein Paar mit einen Kleinwagen (demnach war Autofahren hier schon erlaubt) mit deutschem Kennzeichen!!! ED – xx yy, an einer Müllsammelstelle Müll ausladen gesehen und die Oldies nach dem Weg nach La Palmita gefragt. Nun, es gab nur das Zurück auf die Hauptstraße und gaaanz außen rum nach Vallehermoso. Die Fahrt durch den „Regen“-Wald war wirklich sehr schön. In Vallehermoso hat Walter tolle Bilder vom kochenden Atlantik gemacht.
Der Atlantikbrandung und dem Felsschlag (sowie auch fehlender Konzession) ist auch das Castillo-del-Mar, vormals Schiffsanlegestelle mit Kran, letztmals Kultur-Café, Freiluftbühne und Theater, zum Opfer gefallen. Der Weg dorthin, teils vom Steinschlag zerschlagen und teils von der Brandung weggerissen – sah ziemlich übel aus. Es gibt eine website www.castillo-del-mar.com, dort kann nachgelesen werden, was in Planung ist. Weiter ging es nach Agulo (alles geschlossen, wohl keine Saison mehr) und nach Hermigua (Café Creativo hatte offen). Beide Städtchen sind ganz nett, einige schöne altkanarische Herrenhäuser mit schönen Balkonen, kleine Gässchen und herausgeputzte Kirchen. Die landwirtschaftlichen Flächen, einst mühevoll angelegte Terrassen an den Bergrücken, sind verwildert. Die Bewirtschaftung ist zu beschwerlich und zu arbeitsintensiv, die Produkte wären im Vergleich zu den billigen Importwaren (Tomaten etc.) unbezahlbar. Einzig in den Tallagen sahen wir noch Bananenplantagen und Kartoffelfelder. Vom Tourismus á la Valle Gran Rey ist der Norden von La Gomera weitgehend verschont geblieben. Ob das gut ist oder nicht, mag ich nicht beurteilen.