Wo gibt es hier einen Mietwagen? Meine favorisierte deutsche Mietwagen-Buchungsseite hat mir kurz vor dem Abholtermin mitgeteilt, dass die Verleihfirma am Flughafen uns den kleinsten VW nicht zur Verfügung stellen will und hat die Reservierung kostenfrei storniert. Im Mietwagenstornieren sind wir ja mittlerweile ganz gut. Wir wollen aber die Insel erkunden und mit den Buslinien kommen wir noch nicht klar. Also ins Marinaoffice und die Damen nach den lokalen Verleihern gefragt. Praktischerweise ist genau gegenüber dem Marinaoffice ein Pavillion einer Verleihfirma, aber hier war nur ein 7 – 9 Sitzer zu bekommen – was wollen wir mit so einem Monstrum? Als nächstes sind wir rüber in die Blue Lagoon Marina zum Autoverleiher – kein Mietwagen für diese Woche! Komisch, wir haben nun nicht gerade den Eindruck, dass die Insel von Touristen überschwemmt ist. Aber wir geben nicht so schnell klein bei. Aktion „und es fährt doch ein Bus zum Flughafen“ wird ausgerufen. Am Unigelände, das praktischerweise direkt an die Marina angrenzt, sprechen wir einen Studenten an. Fährt ein Bus zum Flughafen? Nein, eher nicht. Aber wir sollen ins Stadtzentrum von Pointe a Pitre fahren und dort zum Busterminal gehen. Gesagt getan. Für 0,50 Euro/Person fahren wir zur Place de la Victoire. Leider gibt es ein Problem mit den Busfahrern. Sie sind alle ausgesprochen höflich und nett, aber verstehen weder Schulfranzösisch noch Englisch. Ok, nächste Option, das Office de Tourisme. Das wird ja wohl einen Busfahrplan der Insel haben und auch eine Person, die uns versteht. Mit dem Verstehen hat es geklappt. Der Cheffe des Ganzen, in Anzug und Krawatte (bei 35 Grad), hat uns gut verstanden und hat sich sehr gefreut, dass wir Gäste aus Deutschland sind – aber weiterhelfen konnte er uns nicht. Er hatte oder es gibt keinen Busfahrplan und auch kein Verzeichnis der Buslinien. Hallo? Sind wir jetzt in der EU oder j.w.d.? Wir sollen ein Taxi nehmen, die fahren gleich hier am Platz weg und immer zum Flughafen. Na, warum wohl? Der Taxifahrer hat sich sehr über seine neuen Opfer gefreut. Der Preis für die 6 Kilometer zum Flughafen betrug 10 Euro, pro Person wohlgemerkt. Die Verständigung hat auch gut geklappt, als Walter beim Flughafen die Schilder der Mietwagen-Verleiher gesehen und drauf gedeutet hat, ist der gute Mann gleich abgebogen und hat uns direkt vor Europcar abgeladen. Es gibt sehr wohl Mietwägen am Flughafen, so viele, dass es hier mindestens 6 Verleiher gibt. Wir haben jetzt einen Kleinwagen für 3 Tage und er kostet uns mehr als die ursprüngliche Reservierung über die deutsche Internetseite für eine Woche. Das Thema Bus zum Flughafen werden wir am Donnerstag, wenn wir das kleine Wägelchen zurückgeben müssen, nochmals intensiv angehen. Es fahren nämlich überall die Linienbusse. Haben wir gesehen, als wir den Inselteil „Grand Terre“, die flache Insel mit den Sandstränden, mit dem Wägelchen erkundet haben. Unser Weg führte uns über Port Louis (krasser Friedhof direkt neben dem Badestrand) und der Anse Bertrand direkt zur Nordostküste.
Zum nordöstlichstem Punkt der Insel führt vom Parkplatz aus ein breiter, eingeschotterter Trampelpfad, geschmückt mit dem Hinweis, dass hier ein „risque de morte“ besteht. Da wir uns unsicher waren, ob uns nun jemand nach dem Leben trachtet, oder der Hinweis sich auf die Geländeformation bezieht, ignorierten wir ihn und gingen vorsichtig weiter. Wir waren dabei in guter Gesellschaft, eine ganze Gruppe in Badelatschen kam uns entgegen. Die Steilküste hier ist sehr zerklüftet und sieht nicht spektakulärer aus, als andere Steilküsten.
Wir gingen den breiten Trampelpfad zurück zum Auto und fuhren nach Le Moule an der Ostküste. Hier scheint ein Surfer-Hotspot zu sein und die EU wird Milliarden für die kilometerlange Strandpromenade (total verwaist, kein Mensch unterwegs) rausgehauen haben. In den Städten hier herrscht Verkehrschaos, in Pointe á Pitre immer und auch in Le Moule. Im Schrittempo quälten wir uns durch und zwischenzeitlich wurde es Nacht. Spätestens um 18:30 ist hier pottendunkel und um 7 Uhr morgens wird es erst wieder hell. Von St. Francois und St. Anne sahen wir deshalb nichts mehr. Schauen wir uns an einem anderen Tag an. Hierhin fährt auch ein Bus, ganz sicher. Nämlich die U6 Linie, das habe ich mit eigenen Augen gesehen. Pfeif auf dem Mietwagen und das Taxi.