Ballihoo und hulligully in Port Zante.
Heute früh um 6:30 hat der Kreuzfahrer „Norwegian Pearl“ und um 10 Uhr der Kreuzfahrer „Royal Caribian“ am Kreuzfahrtterminal angelegt.
Hunderte, ach was Tausende von Menschen überschwemmten die Duty Free Meile und zu meinem Verdruss auch die Vorhalle vor dem Immigrationoffice, das sich im Kreuzfahrtterminal befindet. Wie bereits geschrieben, hatte ich am Freitagabend noch den Zoll, aber nicht mehr die Immigration erledigen können. Anweisung war, heute um 8 Uhr bei der Immigration auf der Matte zu stehen und ordentlich einzuklarieren. Da wir Deutschen doch irgendwie den Kadavergehorsam noch in den Genen haben, stand ich frisch geduscht, aber ohne Frühstück, um Viertel vor Acht vor dem Hochsicherheitsgefängnis, nein vor dem Hochsicherheitstrakt des Kreuzfahrtterminals und habe um Einlass gebeten. Nachdem ich den ersten Einlauf der Security mit Schulterzucken und nix verstehen weggedrückt hatte, durfte ich immerhin schon zur Port-Authority, wo ich ein Formular zum Ausfüllen bekam. Nachdem ich alle Angaben wahrheitsgemäß gemacht hatte, durfte ich wieder 12 US $ abdrücken. Ich glaube, die haben mich schon wieder über den Block gezogen, weil beim Costumsoffice hatte ich am Freitag ebenfalls schon 12 US $ liegen lassen. Egal. Nun sollte ich durch die gefühlten Tausend desorientiert herumirrenden Menschen, die sich im Kreuzfahrtterminal von Musikern, Tourguides und Taxifahrern bespaßen bzw. bequatschen ließen, quer hindurch ins gegenüber liegende Immigrationoffice.
Das ließ sich soweit auch arrangieren und vor der Türe des besagten Offices angekommen, habe ich meinen zweiten Einlauf des Tages auf nüchternen Magen erhalten. Für mich nicht zu erkennen, befand sich nämlich vor dem Office bereits eine elendlange Queue (engl. Warteschlange) die ich im Gewimmel absolut nicht ausmachen konnte. Ich wurde umgehend von einer englischen Lady angeraunzt, dass ich mich an das Ende der Schlange zu stellen hätte.
Es war nämlich so, dass die ankommenden Kreuzfahrtschiffe hier neue Gäste an Bord genommen haben und dieselben auch die Immigration durchlaufen mussten. Mit mir zusammen war ein kanadisches Paar, deren Schiff im Ankerfeld lag, bei der Portauthortity, beide verdrehten nun ebenfalls die Augen. Mir und meinem Magen war das zuviel und ich habe die Flucht bzw. den Rückzug angetreten. Zur Security habe ich nur kurz gesagt, come back later, und verschwand eilends aus dem Irrenhaus. Zurück auf der Sunrise wartete bereits eine schöne Tasse Kaffee und der Kommentar, das hat ja gedauert…… Schonend habe ich beim Frühstück Walter beigebracht, dass ich noch garnichts erledigt hatte. Kurz vor 10 Uhr, bevor der zweite Kreuzfahrer angelegte, machten wir uns nun zu zweit auf den Weg. Der Zerberus am Terminal ließ uns passieren und vor dem Immigrationoffice standen nur noch 6 Leute. Es ging jetzt relativ flott und wir staunten nicht schlecht, als wir im Office noch das kanadische Seglerpaar sitzen sahen. Die mussten nämlich warten, bis alle Kreuzfahrtpassagiere abgefertigt waren. Der machtbesessene Officedrachen machte es absichtlich und auch vorsätzlich kompliziert. Weshalb sie gestern gekommen waren? Weshalb sie nicht am Flughafen einklariert hätten und überhaupt… Nachdem die Kanadier ihren Stempel im Pass hatten, kamen wir dran. Walter sagte lächelnd: the same procedure… Nur mit dem Unterschied, dass wir bereits seit Freitagabend da waren. Zwischendurch kamen noch zwei Kreuzfahrtpassagiere, die schnell abgefertigt wurden und dann kamen wir wieder ins Kreuzverhör. Wir haben die Stempel jetzt im Pass und haben auch gleich für Freitag wieder ausklariert. Und wenn es uns nicht passt, gehen wir früher oder später hier weg.
Der weitere Tag verlief fast unspektakulär. Wir gingen Getränke einkaufen, an der Wasserfront entlang spazieren und gegen 16 Uhr wieder Richtung Port Zante zurück. Der Wind hatte aufgefrischt und die zwei Schiffe im Ankerfeld schaukelten heftig hin und her. Irgendwann sagte Walter, ich glaube, das Schlauchboot da draußen hat ein Problem. Der Außenbordmotor hatte offensichtlich seinen Geist aufgegeben und der Skipper ruderte schon ziemlich entkräftet – keine Chance gegen die Dünung anzukommen. Der Wind wehte zum Glück auflandig und es war abzusehen, dass Boot und Mann in der kleinen Bucht unterhalb von Fort St. Thomas stranden würden. Es kam so. Walter zog die Schuhe aus und kletterte über die Steine um das Schauchboot abzuhalten. Irgendwie gelang es dem Skipper mir die lange Festmacherleine zuzuwerfen und so konnten wir, in der Brandung stehend, das Schlauchboot an Land ziehen. Der arme Mann war total durch den Wind. Er war jetzt sicher an Land, aber hier wollte er gar nicht hin. Sein Schiff lag draußen vor Anker, seine Ehefrau an Bord. Außer uns hatte eine Frau und ein Taxifahrer die Situation beobachtet. Beide boten sofort ihre Hilfe an. Die Frau verständigte per Handy die Coastguard. Das war auch gut so, weil ohne Motor hätte es der Skipper weder in den Hafen noch zurück zum Schiff geschafft. Wir schleiften zu dritt das Schlauchboot in einen Bereich der Bucht, in der es nicht so felsig war. Zwischenzeitlich war die Coastguard mit einem Schlauchboot, professionell ausgestattet mit drei Außenbordern, in der Nähe um ihre Hilfe anzubieten. Mit Hilfe eines einheimischen Jungen, und auch nur mit dessen Hilfe, gelang es schließlich das Schlauchboot durch die Brandungswellen zu bringen und der gute Skipper schaffte es, bis zur Coastguard zu pullen, die ihm die Schleppleine übergaben und ihn bis zu seinem Schiff in Schlepptau nahm. Wir waren bis zur Unterwäsche nass, ich stand mit Schuhen und Hose im Wasser. Der junge Einheimische bekam von Walter noch einen nassen 5 US $ Schein als Dankeschön für seine Hilfe. Hatte er sich auch wirklich verdient. Den Skipper in Not haben wir nicht mehr gesehen, er liegt im Ankerfeld und ist wohl immer noch durch den Wind. Ein Anlegemanöver in der Marina hat er abgebrochen und ist wieder ins Ankerfeld zurückgekehrt. Meinen Geldbeutel samt Personalausweis, Führerschein, Geld und Kreditkarten habe ich zum Trocknen ausgelegt. Mal sehen, ob das Plastikgeld das Salzwasser ebensogut verkraftet wie das Papiergeld.