Oder angepisst im Paradies
Am Mittwochvormittag, ganz gemütlich haben wir in St. Lucia ausklariert und sind aus der Marina in Rodney Bay raus. Unser Plan war, einige Stunden in der Jalousie Bucht (die Bucht mit dem exklusivsten Ressort von St. Lucia) genau zwischen den Pitons zu verbringen. Gegen Nachmittag wurden wir bereits weit draußen von einem Helferlein mit seinem Holzboot empfangen. Er fuhr uns voraus in die Jalousie Bucht und half beim Durchfädeln der Leine durch die Mooringboje. Es war die vorletzte Boje und es war gut, dass wir an der Boje lagen. In die Jalousiebucht knallen erhebliche Fallwinde von den Pitons runter, es steht viel Strömung drin und außerdem wäre Ankern aufgrund der Wassertiefe gar nicht möglich. Unser Helferlein wollte und bekam 40 EC für die Hilfe und fragte ob wir alte Festmacherleinen für ihn hätten. Hatten wir leider noch nicht. Vielleicht im nächsten Jahr.
Um 2 Uhr in der Nacht ging die Reise weiter, um bei Tidenhöchststand um 11 Uhr in der Blue Lagoon in St. Vincent zu sein. Der Wind drehte immer mehr auf Süd und wir waren zu langsam. Die letzten 10 Meilen hatten wir 25 Knoten Wind direkt auf die Nase, die kleine Kreuzfock nicht angeschlagen und auch noch Strömung gegen uns. Ohne Segel, mit 2000 Umdrehungen musste uns der Motor voranbringen. Wir hatten es gerade so zum Tidenhöchststand (+25 cm) in die Bucht geschafft und waren ernüchtert, dass die Blue Lagoon Marina uns per Funk mitteilte, dass wir mit unseren 2 Metern Tiefgang trotz Hochwasser den Pass in die Lagoon nicht nehmen können. Sie schickten uns ein Boot, das uns direkt durch den Südpass, exakt mittig durch das Riff, in die Lagoon lotsen sollte. Wir diskutierten, da im Doyle Guide gerade an diesem Pass ein Totenkopf aufgemalt ist und ausdrücklich vor der Passage gewarnt wird. Wir beschlossen, den Lotse wieder wegzuschicken, St. Vincent zunächst auszulassen und direkt nach Bequia in die Admiralty Bay zu segeln. Dort angekommen fing das Angepisstsein richtig an. Wir machten alles klar für ein Ankermanöver, die Mooringbojenverleiher kreisten schon um uns. Walter fand eine geeignete Stelle, an der ausnahmsweise keine Mooringboje lag, ich sollte den Anker fallen lassen – Sollte! Aber nichts, absolut nichts tat sich. (Die Kosenamen, die mir Walter währenddessen gab, habe ich aufgrund der starken Windböjen vorne nicht verstanden. War wahrscheinlich auch gut so.) Ich nahm den Stecker von der elektrischen Ankerwinsch nochmals raus, steckte ihn wieder rein – nichts, absolut nichts tat sich. Die Kontakte mit Kontaktspray eingesprüht (Walter) und nichts tat sich. Die Installation der elektrischen Ankerwinsch samt Stecker ist auch besonders idiotisch! Im vordersten Kasten im Bug, wo auf Amwindkursen (die soll´s ja geben) hektoliterweise Salzwasser überkommt und wieder durch die Entwässerung (ja, daran wurde gedacht) wieder rausläuft, ist die elektrische Ankerwinsch eingebaut. Elektromotor, Kabel und Stecker. Sehr durchdacht die ganze Konfiguration. Es ist ja durchaus möglich, den Anker von Hand fallen zu lassen. Nichts ist leichter als das, Spill aufdrehen und schon rauscht der Anker samt Kette raus. Aber, Ankeraufgehen, von Hand! Absolut unmöglich, für uns. 55 Meter schwere Kette samt 25 Kilo Anker von Hand reinholen. Nein, wir sind nicht Poppey, obwohl wir sehr gerne Spinat essen. Wir nahmen dankbar das Angebot an, eine Mooringboje zu nehmen. Obwohl die Bojen hier nicht lizenziert sind und das Zoll- und Immigrationoffice vor den Bojen sogar warnt. Sie sind privat und werden gewartet oder auch nicht. Wir hingen nun an der Mooringboje von African. African selbst ist nicht mehr da, aber Blessin hat sie übernommen. Frau Blessin betreibt auch das Wassertaxi und brachte mich zum Zoll und zur Immigration. Sie war es auch, die unser missglücktes Ankermanöver beobachtete und uns Hilfe anbot. Kerry, KMS Marine Service wurde von ihr benachrichtigt. Kerry kam am Freitagvormittag und nahm sich unsere Ankerwinsch vor. Das Ergebnis: Der Elektromotor ist komplett korrodiert. Nachdem er mit schwerem Werkzeug, Hammer und Co., den Motor aufgemacht hatte, rieselte das korrodierte Metall wie Bimssteinpulver aus dem Gehäuse. Alles verrottet!
Ein Telefonat mit dem lokalen Marinehändler brachte das Resultat, dass wir hier keinen Ersatz bekommen. Wir müssen es in Canuan oder Union Island versuchen, wo Bareboat-Vercharterer sind. Oder südlicher in Grenada. Dort besteht die Chance ein Tauschmotor zu erhalten. Für uns heißt das, hier in dieser Region, wo normalerweise ausschließlich geankert wird, Buchten mit Moorings oder Anlegemöglichkeiten zu finden. Mal sehen.