Grenada Chocolate Fest
Das Festival läuft unter dem Motto „from bear to bar“. Also von der Kakaofrucht zur Schokoladentafel. Wie alles Funktionierende in der Karibik wird das Festival von einer Privatperson, Magdalena, organisiert. Magdalena, aus Mexiko und ihr englischer Ehemann, beide weit gereist, haben sich in Grenada niedergelassen und betreiben das True Blue Bay Ressort. Beide sind sehr engagiert, haben eine Stiftung gegründet, die eine Schule und eine private Bücherei unterhält. Die staatliche Library musste schließen, weil keine finanziellen Mittel mehr vorhanden sind. Das Schokoladenfest protegiert die drei lokalen Schokoladenmanufakturen, die nach traditioneller Art produzieren. Wir trafen uns um 8:30 Uhr mit den anderen Teilnehmern der heutigen Veranstaltung im Ressort. Zwei Minibusse fuhren uns in den Norden der Insel zum Belmont Estate – einer alten Kakaoplantage mit Hotel-Restaurant. Die Fahrt zum Belmont Estate geht an der Südost – und Ostküste Grenadas entlang. Im Südosten ist die Landschaft von vielen Fjörden durchzogen, teilweise für Segler erschlossen, teils durch Riffe geschützt und für Segler nicht anlaufbar. Wir fahren durch Grenadas zweitgrößte Stadt, Grenville. Hier würde ich nach 18 Uhr keinen Fuß mehr vor die Türe setzen. Touristisch völlig unerschlossen, Karibik pur in Reinkultur. Manche suchen das, ich nicht. Nach über einer Stunde Fahrt kamen wir im Belmont Estate an und wurden von Dr. Noname (Name habe ich nicht verstanden) begrüßt. Dr. Noname leitet an der UNI in Trinidad die Fakultät, die sich mit der Erforschung der Kakaopflanze beschäftigt.
Eine Koryphäe auf dem Gebiet der Schokoladenherstellung, er wurde von Magdalena eingeladen um für uns zu referieren. Wir erfahren alles über die Fermentierung der Kakaobohne. Ähnlich wie die Weintraube in der Maische durchläuft auch die Kakaobohne einen Gärungsprozess. Die Fruchthülle, die die Bohne umgibt enthält Fruchtzucker, der in Gärung geht und Alkohol entsteht. Der Alkohol wandelt die Eiweißstoffe der Bohne um, der typische Kakaogeschmack entwickelt sich und kurz bevor sich der Alkohol in Essigsäure umwandelt, wird die Kakaobohne in die Sonne gelegt, der Fermentierungsprozess wird gestoppt und die Bohne trocknet. Im Anschluss daran wird die Bohne „poliert“, also von der restlichen Fruchthülle befreit. Früher wurden die Bohnen in große runde Metallkessel geschüttet und zwei bis drei Personen stiegen barfuß in den Kessel und tanzten auf den Bohnen zu Trommelmusik den Kakaotanz.
Heute wird maschinell poliert. Im Anschluss daran werden die Kakaobohnen in Säcke gefüllt und zur Weiterverarbeitung in die Schokoladenmanufakturen geliefert. Unser Minibus brachte uns in die nahegelegene Grenada Chocolate Company, wo wir die Anlagen zur Röstung (Röstkessel von Barth aus Ludwigsburg/Deutschland, Baden Württemberg), Schretteranlagen und Pressen zur Trennung von Kakaobutter und Kakaopulver besichtigen konnten.
Hier wird ausschließlich Bio-Schokolade mit mind. 60 % Kakaogehalt produziert. Die Zutaten sind Kakaomasse, Kakaobutter, Zucker, Vanille, Zimt u.a. und kein E-was-weiß-ich-was-für-ein-Gift. Im Anschluss daran durften wir in die Kakaoplantage fahren und wir konnten sehen, wie jede Kakaofrucht einzeln, von Hand, vom Stamm geerntet wurde. Die fünfblättrige Kakaoblüte sprießt direkt aus dem Stamm der Pflanze und auch die Frucht wächst direkt am Stamm. Wenn nachlässig geerntet wird, wächst an dieser Stelle nichts mehr nach und aus diesem Grund wird ausschließlich von Hand geerntet. Diese Informationsflut mussten wir erst mal verdauen und zur Unterstützung des Verdauungsprozesses gab es ein leckeres Mittagessen im Belmont Estate. Spicy Tomatensuppe mit dunkler Schokolade, Salate, Hühnchen mit Schokotoppings, Rinderfilet mit Rotwein-Schoko-Sauce und zum Dessert Schokoladenmuffins mit Nutmeg-Icecream (Muskatnuss-Eis) oder Früchte mit 100%iger Schokolade. Eigentlich sollte ein ausgiebiger Verdauungsschlaf folgten. Stattdessen ging es zum Schokoladen-Tasting mit Dr. Noname. Sieben verschiedene Schokoladen wurden vorgestellt, ähnlich wie bei einer Weinprobe. Angefangen mit einer industriell hergestellten Schokolade eines bekannten amerikanischen Hersteller. Zwischen den einzelnen Schoki-Stückchen mussten wir den Mund mit Mineralwasser spülen. Das nächste Schoki-Stückchen wurde erst gebrochen, dann wurde daran gerochen um die Aromen aufzunehmen und erst dann wanderte das Stückchen in den Mund um langsam zu schmelzen. Dadurch, dass die Schokoladen keinerlei Emulatoren und auch keine Milch, Milchpulver oder Nüsse enthalten, dauert dieser Prozess angenehm lang. Der Abschluss bildete eine Schokolade mit 82 % Kakaogehalt. Nachdem wir diese genossen hatten, forderte uns Dr. Noname auf, ein weiteres Stückchen der industriell produzierten Schokolade vom Auftakt zu probieren. 95% dieser Schokoladenstückchen landeten als ungenießbar in der bereitgelegten Serviette. Die Geschmacksnerven waren sensibilisiert. Als besonderes Highlight kam noch eine Probe einer 70%igen Schokolade mit Meersalz und zum Abschluss die Schokolade mit Muskatnuss. Dr. Noname hatte sie sich bis zum Schluss aufgehoben, weil anschließend keine weitere Verkostung möglich gewesen wäre. Der Nutmeg (Muskatnuss) Geschmack im Mund macht alles platt. Gut gelaunt durch die Schokolade, wurden wir mit den Minibussen zurück zu unseren Hotels bzw. Marinas gefahren. Wieder ging ein Tag zu Ende, an dem wir die Gastfreundschaft und die Freundlichkeit der Menschen auf Grenada erleben durften.