Der Donnerstag begann mit dem Gefühl „welche Katastrophe wartet heute auf uns“. Das heißt, eigentlich begann der Donnerstag erst mal gar nicht, weil der Mechanikus nicht erschien. Walter hatte ihm eine Galgenfrist bis 11 Uhr gelassen und ging dann zum Office. Das Office ist ein ausgedienter Wellblechcontainer, die Werkstatt befindet sind davor im Freien. Aktuell liegt dort ein riesiger Schiffsmotor zur Reparatur, abgedeckt mit einer Plastikplane. Alles no problem. Der Cheffe war zufällig vor Ort und erklärte, dass der Mechanikus in den Süden fahren musste, um die Dieseleinspritzdüsen abzuholen. Er würde aber anschließend zu uns aufs Schiff kommen. Er kam. Die Einspritzdüsen wurden eingebaut, der Kühlwasserkreislauf mittels Wasserschlauch und Eimer (irre viel Süßwasser im Schiff) überbrückt und der Motor wurde gestartet. Der Yanmar sprang auch an, aus dem Auspuff kam Abgas und Wasser. Meterweit ins Gelände gespritzt. Dann spritzte nichts mehr. Die Kühlwasserpumpe streikte. Ich war kurz vor dem Heulen und Walter kurz vor dem Kollaps. Der Yanmar hat uns immer zuverlässigst gedient – und jetzt nach der Pflegeeinheit machte das System Zicken. Never change a running system. Mechanikus musste mehrfach den Cheffe anrufen und zum Schluss kamen sie überein, dass sie unseren alten Impeller wieder einbauen, weil vorher hatte ja alles super funktioniert. Es ging dann auch, aber wir trauen dem Frieden nicht. Wenn das Schiff wieder ins Wasser kommt, ist erst mal Motorfahrt in der Chaguaramasbucht angesagt.
Nächste Baustelle: Tausch des Wellenlagers. Hier musste ein Spezialist zu Hilfe geholt werden, weil das Wellenlager herausgepresst werden muss. Erstmal wurde eine der zwei Sicherungsschrauben abgedreht und musste herausgebohrt werden. Die Ersatzschrauben musste Walter beim Händler nachkaufen. Dann wurde ein langer Gewindestab durch das Wellenlager gesteckt, vorne mit einer Mutter und Unterlagscheiben, und hinten auch mit diversen Unterlagscheiben. Sinn dieser Übung: Durch das Anziehen der Schraubenmutter Druck auf die Unterlagscheiben zu bringen um das alte Wellenlager heraus zu drücken. Sollte ich erwähnen, dass die Gewindestange abgebrochen ist? Irgendwie, ich wollte es gar nicht mehr wissen und schon gar nicht mit ansehen, war das alte Wellenlager dann draußen. Mit dem erfolgreichen Abschluss dieser Harakiri-Aktion hatte offensichtlich keiner gerechnet, denn es war kein neues Wellenlager zur Hand. Nein, das müssen Sie (also Walter) kaufen. Das gibt es im Süden. Schön, dass der Mechanikus ein Auto hat und mit mir zusammen zum Marine-Store gefahren ist um das Wellenlager zu kaufen. Nur weil Walter nachdrücklich die Vollendung der Arbeit einforderte, wurde das neue Wellenlager dann noch eingebaut. Die Jungs wollten mittendrin Feierabend machen. Um die flexible Wellenkupplung wieder zu montieren benötigten wir wieder das Manual von SVB, das ich sicherheitshalber auf dem Desktop gespeichert hatte. Vorausschauend. Man kennt ja mittlerweile seine Pappenheimer.