Juist ist Kult
Viele Jahre schon kommen wir nach Juist. Als Kind war ich schon mit meinen Eltern hier und unsere Kinder haben hier einige Sommer verbracht. Es ist wie beim Segeln, hat dich einmal der Virus gepackt kannst du nicht mehr davon lassen. Über die vielen Jahre hat sich Juist, wenn überhaupt, nur ganz wenig verändert. Es gibt auf Juist einige Dinge und Orte, die einfach nicht von der Insel weg zu denken sind. So zum Beispiel die Domäne Bill, am westlichen Ende der Insel gelegen, hier kommt jeder Inselbesucher mindestens ein Mal her. Entweder mit dem Fahrrad, mit der Pferdekutsche oder zu Fuß. Man kann die ca. 5 Kilometer Wegstrecke entweder über den 17 Kilometer langen Sandstrand oder auf der Wattseite über den Fahrweg entlang den Salzwiesen zurücklegen. Ein herrlicher Ausflug und als Belohnung wartet in der Domäne Bill ein großes Stück Rosinenstuten und ein Kännchen Ostfriesentee auf die Besucher.
Eine weitere „Kultstätte“ auf Juist ist der Schiffchenteich am Kurplatz. Hier glänzen alle Kinderaugen, hier werden Glück und Dramen erzeugt. Kinder erleben Erfolge und bittere Niederlagen, wenn ihre Schiffchen am Beckenrand ankommen oder eben auch nicht. Eltern verzweifeln, weil die Kinder nicht von diesem Platz weg zu kriegen sind oder verdrücken eine Träne vor Glück über ihre Kleinen beim Spiel.
Ebenfalls am Kurplatz ist der Musikpavillon in dem das Kurorchester ein bis drei Mal täglich zwischen Mai und September ein Kurkonzert spielt. Dieses aus Ungarn stammende Orchester kommt seit über dreißig Jahren nach Juist und verbringt hier den Sommer. Einige Musiker der ersten Stunde sind mittlerweile schon verstorben und durch jüngere ersetzt worden, aber am Konzept leichte Musik zur Unterhaltung älterer Menschen hat sich nichts verändert.
Auch die Menschen sind irgendwie einzigartig, – eben friesisch herb. Ich konnte folgenden Dialog an der Fleischtheke im Supermarkt miterleben. Ein offensichtlich „Eingeborener“ mit breiten Schultern Elbsegler auf dem Kopf, groben Strickpullover, Blaumann und schweren Stiefeln stand vor der Fleischtheke und konnte sich nicht entscheiden, was er nun einkaufen sollte. Nach einiger Zeit sprach ihn nun die Verkäuferin, ebenfalls von der Insel, an: „Na, wie wär´s mit die Beine von Dolores?“ Der Kunde runzelte kurz die Stirn und sagte dann: „Das ja mal ne Idee“! Die Verkäuferin packte zwei Hühnerschlegel ein überreichte diese dem Kunden und beide waren zufrieden, sie hatten sich offensichtlich verstanden.