Martinique_2016_3

Der tägliche Wahnsinn auf der Sunrise – oder man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.
Gut fing er an, der Tag. Um 8 Uhr mit der problemlosen Mietwagenrückgabe bei Avis. Um 9 Uhr mit dem Fachmann von Mechanique plaissance . Er schaute sich den Pfusch von Raimond aus Chaguaramas/Trinidad an. Lies den Motor laufen und machte viele Fotos mit seinem Handy. Der Motorblock steht schief und die Welle verursacht Vibrationen – ja genau, das wissen wir eh und deshalb haben wir ihn ja geholt. Er will am Nachmittag mit seinem Motortechniker anrücken. Hört sich doch gut an. Walter hatte ein frisches Baquette geholt, ein wirklich unschlagbar knuspriges. Besser als gut, supergut. So stand einem späten Frühstück nichts mehr im Wege. Dachten wir. Falsch. Nachdem ich den Kühlschrank öffnete, sah ich die Bescherung. Wir hatten gestern eine komplette Kofferraumladung Essen und Getränke gekauft und den Kühlschrank bis zur Oberkante voll gestapelt. Oben drauf ein Tetrapack mit Frischmilch, weil Café au lait halt einfach mit frischer Milch besser schmeckt. Der Tetrapack war mit meiner Stapellogistik nicht zufrieden und entleerte sich komplett in den Kühlschrank. Der Kühlschrank auf den Schiff ist ja kein Kühlschrank im herkömmlichen Sinn mit Türe und Fächereinteilung, nein es ist eine Kühlbox. Ca 70 cm tief, 50 cm lang und 30 cm breit. Die zu kühlenden Lebensmittel und Getränke sind darin gestapelt. Und die Fischmilch war überall und weil die Kühlbox einen Ablaufschlauch in die Bilge hat, war die Sch… logischerweise auch dort. Man kann sich gut vorstellen welche geruchsintensive Verbindung die Frischmilch mit der karibischen Hitze einzugehen gedenkt. Da heißt es schneller zu sein! Mit leerem Magen das Gemüse, die Joghurtbecher, die Butter, den Käse, die Schinkenpackungen, die Flaschen und Getränkedosen raus aus der Soße, alles mit kaltem Wasser abgewaschen. Besonders doof war, die Milch aus dem Rand der Getränkedosen zu kriegen. Wer will schon ein Bier oder Tonic mit Kinderkotzegeschmack an die Lippen setzen, nein das will kein Mensch. Walter lag derweil flach auf dem Schiffsboden, das entsprechende Bodenbrett hatte er entfernt und nahm mit dem Schwamm die Soße auf. Nachdem die Bilge trocken war, wurde der Kühlschrank mit Spülwasser geflutet und peu a peu wieder in die Bilge abgelassen. Zwischenzeitlich war es halb elf und nichts im Magen. Wie hat Gerhards Schwester geschrieben: Das wäre nichts für mich, da läuft ja gar nichts wie geplant. So schlimm find ich es jetzt doch nicht, immerhin war der Plan Gerhard am 4.2. in Grenada abzuholen und am 17.2. in Martinique in den Flieger zu setzen. Und das hat supergut geklappt, so Dinge wie Dinghy verlieren und Nebensächlichkeiten wie Kühlschrank mit Milch fluten plant ja kein Mensch. Das passiert halt unerfreulicherweise. Langweilig kann jeder, wir sind halt ein bisschen chaotisch aber trotzdem kriegen wir es auf die Reihe.
Die beiden Mechaniker waren pünktlich am Nachmittag da und gingen das Problem mit den Motorvibrationen an. Es ist wieder ein Stück besser, aber Walter ist noch nicht zufrieden. Marianne von Le Ship spricht Deutsch und muss übersetzen. Am Montag kommt der Chef zu uns aufs Schiff und schaut sich das alles nochmals an.