Martinique_2016_5

In sechs Schritten zum seewasserdichten Elektromotor für die Ankerwinsch

In sechs Schritten zum seewasserdichten Elektromotor für die Ankerwinsch

Wenn´s nur so einfach gewesen wäre, wie es auf dem Bild aussieht. Der erste Versuch in Trinidad den mitgebrachten neuen Elektromotor für die Ankerwinsch seewasserfest einzupacken ging schief. Peer hing bei brütender Hitze und zu fortgeschrittener Zeit mit zornesroter Birne kopfüber zusammengefaltet im Ankerkasten oder wahlweise in der Segellast. Die für diesen Zweck, also Isolierung des Motors, mitgebrachte Tupperdose war einfach zu labil. Außerdem versagte der Elektromotor den Dienst, nachdem wir gefühlte 2 Tuben Silikon zur Abdichtung verspritzt hatten. Kabelbruch. Aus die Maus, rien ne va plus. Die Idee immer noch lauwarm, aber die Tupperdose war hinüber. Somit musste sie nebst dem kompletten, halb abgebundenem Silkonbaaaaz wieder raus. Eine riesengroße Sauerei, überall Silikon. Peer und Walter komplett verschmiert und ich, wobei ich mich gar nicht am Schauspiel beteiligt hatte, habe auch ein Poloshirt eingebüßt. Der Elektromotor wurde mit neuen Kabeln versehen und provisorisch mit der mitgebrachten, selbstklebenden Dachdeckerfolie umwickelt. Ein erster Schritt zur Dichtigkeit. Was sich jedoch nach zwei Wochen Amwindsegeln als schlechte Lösung für unser Problem erwies. Die Dachdeckerfolie konnte dem Wasserdruck des Salzwassers nicht standhalten und fand sich am Boden des Ankerkastens wieder. Unser Bordingenieur Gerard entwickelte den Plan einer wasserdichten Ankermotorbox mittels handelsüblichem Abwasserrohr. Ein guter Plan, aber für uns schwerlich durchführbar, da die handelsüblichen vier Meter langen Abwasserrohre für uns ein unlösbares Transportproblem darstellten. Man stelle sich nur vor, beim Überqueren der Straße: Elke wäre schon drüber gewesen und Walter hätte erst noch schauen müssen, ob ein Auto kommt; und das für 13 cm benötigtem Rohr. Mr. Bricolage (Baumarkt) war nicht willens und bereit uns ein kürzeres Stück zu verkaufen. So sahen wir uns im Baumarkt nach einer Alternative um und fanden einen pinkfarbenen Kosmetikeimer mit dem gewünschten Durchmesser von 20 cm und als Deckel einen Plastiktopfuntersetzer im Durchmesser von 21 cm. Und viel Silikon. Das Projekt „Walter faltet sich in den Ankerkasten“ fand ganz und gar nicht meine Zustimmung, aber es nützte nichts. Er musste und wollte es selbst machen. Mit 171 cm Körpergröße, davon ca. 50 cm Wirbelsäule versteift und die Operationsfolgen noch nicht ausgeheilt, eine an sich hirnverbrannte Aktion. Zwei Tage Arbeit. Am ersten Tag zuschneiden des Kosmetikeimers; d.h. auf Länge kürzen und den Boden raussägen. Gut dass wir einen Deltaschleifer und einen Akkubohrschrauber an Bord haben. Diesen Resteimer dann an die Grundplatte von der Ankerwinsch geschraubt, alles kopfüber und ohne Platz zum Hantieren. Das Ganze dann mit viel Silikon umschmiert. Walter war bis zu den Ellenbogen im Silikon. Die Wahl fiel dieses Mal auf schwarzes Silikon, was auf weißer Haut besonders gut zur Geltung kommt. Silikon von der Haut und von unter den Fingernägeln abzukriegen – ausgeschlossen. Wir werden auf Monate hinaus Trauer tragen! Wegschneiden und rauswachsen lassen. Die Konstruktion durfte über Nacht abbinden und am zweiten Tag ging es weiter mit dem Blumentopfuntersetzer. Löcher für die Kabeldurchführungen wurden gebohrt, natürlich sprang die Sch…. gleich beim ersten Bohrloch und musste mit Sekundenkleber gerettet werden. Letztendlich waren dann die drei Löcher im Deckel für die Kabeldurchführungen. Zwei für die Kabel und eines zur Kontrolle ob sich tatsächlich kein Seewasser in den Eimer presst und wenn ja, kann man aufschrauben und ablassen. Soweit der Plan. Deckel auf den Eimer und mit viel Silikon verschmiert. Auf den Bildern hebt sich der schwarze Silikonbaaaz wunderbar vom pinkfarbenen Eimer ab. So eine Konstruktion ist einmalig auf der Welt. Ich muss der Schöchl Werft echt die Bilder schicken, vielleicht kriegen wir einen Award für die Innovation.