Am Freitag, 18.03. um 7 Uhr hieß es Anker auf und raus aus der Bucht von Deshaies/Guadeloupe; Kurs 350 Grad nach Antigua. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag haben wir beide schlecht geschlafen; Walter dachte immer daran, was zu tun ist, wenn der Katamaran, der sich direkt vor uns gelegt hatte, seine Ankerkette über unsere gelegt hat. Es war glücklicherweise nicht der Fall, wir konnten ohne viel Gedöns ablegen und auch gleich die Segel hochziehen. Wir fuhren das Großsegel im 2. Reff und die volle Genua. Die Fock blieb angeschlagen an Deck liegen. Bereits um 14:03 wurden wir am Zollsteg in Jolly Harbour von den Beamten einklariert. Das heißt, wir haben für die 48 Meilen nur knappe 7 Stunden gebraucht und das heißt auch, dass wir im Schnitt einen 7 Knotenritt hingelegt hatten, bei einer Windstärke von weniger als 20 Knoten. Es war seit langem mal wieder ein Spaßsegeltag, kein ruppiger und bockiger Amwindkurs, sondern ein gefälliger Sahnekurs mit halbem bis achterlichem Wind – das hat unsere Sunrise gerne. Sie legt sich leicht zur Seite und zieht los. So lieben wir das. Das hatten wir auch verdient, nach dem vielen Strull in Martinique. Da kann einem schon die Lust abhanden kommen.
Nun liegen wir wieder in der Jolly Harbour Marina/Antiqua. Geändert hat sich in den letzten 10 Monaten nichts. Das Spielkasino direkt an der Marina ist immer noch verrammelt, mittlerweile sind die ersten Fenster eingeschlagen und die breite Eingangstreppe fängt zu bröckeln an. Empfangen wurden wir von einem Seglerpaar aus Frankfurt mit den Worten: Wenn Sie sich beeilen, um 16 Uhr ist eine Bäckerin mit ihrem Kombi auf dem Parkplatz und verkauft gutes Brot. Ja, das ist doch eine Ansage! Immer freitags und dienstags kommt die Ehefrau des Bäckers (ursprünglich aus Freudenstadt im Schwarzwald, seit 18 Jahren hier) in die Marina gefahren. Im Angebot Vollkornbrot, Mischbrot, Schneckennudeln (für Nichtschwaben: Rosinenschnecken), Apfeltaschen bzw. Ananastaschen, Nusshörnchen und Berliner. Was für ein Tag! Walter weiß noch nichts von den Schneckennudeln, aber am Dienstag hole ich ihm eine.
Ansonsten war heute, Samstag, für mich ein Großputztag. Normalerweise wasche ich die Vorratsschränke nur hin und wieder mit Essigwasser aus – aber gestern Abend hat Walter zwei Motten erlegt. Motten im Schiff – geht gar nicht. Ist für mich auf der Panikscala ziemlich weit oben angesiedelt. Also alle Vorräte raus, Tupperschüsseln, Tüten und Gläser inspiziert und nichts gefunden was nicht rein gehört. Keine Spinnweben und keine Würmchen. Gott-sei-Dank. Kann ja auch fast nicht sein. Ich wasche alles Obst und Gemüse sofort unter fließendem Wasser, sogar die Eier kommen aus dem Karton raus und einzeln aufs Schiff. Mehl, Haferflocken, Müsli, Reis etc. kommt sofort in luftdichte Schüsseln oder wird eingeschweißt. Es kommt kein Karton oder ähnliches Verpackungsmaterial rein, weil die Kakerlaken gerne drin leben. Einzig in den umgeknickten Ecken der Tetrapacks könnten unerwünschte Bewohner hausen – aber irgendwo muss Schluss sein mit der Furcht vor dem Krabbelgetier. Vielleicht hätten wir ja unseren kleinen Gecko hier als Haustier behalten sollen. Er kam irgendwie in Martinique an Bord und lebte an Deck bzw. dort wo die Fallen vom Mast ins Cockpit umgelenkt werden. Hin und wieder sahen wir ihn abends, aber er war so schnell wieder im Fallenkanal verschwunden, dass wir ihn nicht zu fassen bekamen. Gestern war er wohl seekrank geworden und nachdem wir angelegt hatten, saß er auf ein Mal zwischen Walters Füßen. Walter hatte rein zufällig den Wasserschlauch in der Hand und spülte ihn über Bord. Zitat: Der kann übers Wasser laufen – ja, klar das glaub´ ich jetzt auch noch.