Curaçao 2017_5

Curacao Marine Werft

Curacao Marine Werft

Die Motorinspektion
Jack hielt Wort und war zur Stelle als die Sunrise im Wasser schwamm. Das heißt es kam nicht Jack selbst, sondern er beorderte Klaas zu uns, einen seiner Monteure. Klaas war ganz zufrieden mit seiner Aufgabe die fällige Motorinspektion durchzuführen. Easy going, Filterwechsel, Impellerwechsel, Ölwechsel, das ganz normale Programm. Das hatte er auch nach knapp einem halben Tag durch. It looks pretty good sagte er noch bevor er wissen wollte, wie alt der Motor sei. Als ich ihm das Baujahr und somit das Motorenalter verriet, entgleisten seine Gesichtszüge und er betrachtete ab diesem Zeitpunkt seine Wirkungsstätte nur noch mit der ganz großen Lupe. Klaas, der neue Sherlock Holmes. Ein acht Jahre alter Motor musste einfach nach mehr Verschleiß ausschauen. Jede Dichtung, wirklich jeder Mückenschiss wurde nun misstrauisch betrachtet. Ein Fachmann wie Klaas weiß schon wo man hinschauen muss. Das Ganze kam uns nicht ungelegen, denn Klaas versteht sein Handwerk, kennt sich mit diesen Motoren richtig gut aus. So war es auch nicht zufällig, dass er zwei Dichtungen lokalisierte die kleine Ausblühungen an den Rändern zeigten. Nach seiner Aussage ein Indiz für vorhandene Korrosion im Wärmetauscher.

Motorinspektion

Motorinspektion

Man muss sich das so vorstellen: Ein Schiffsmotor funktioniert im Prinzip wie ein Automotor, nur die Kühlung des Motors ist anders. Beim Schiffsmotor gibt es zwei Kühlkreisläufe. Der Innere ist gleich wie beim Automotor ein mit Kühlmittel gefüllter Kreislauf. Der äußere Kreislauf ist beim Automotor die Frischluft. Kalte Luft trifft auf den Luftkühler, dieser kühlt die in ihm zirkulierende Kühlflüssigkeit und der Motor bleibt „kalt“. Beim Schiffsmotor wird die Luft(Kühlung) durch Seewasser ersetzt und aus dem Luftkühler wird ein Wärmetauscher. Die vom Motor erzeugte Wärme wird an die Kühlflüssigkeit abgegeben und im Wärmetauscher wird diese Wärme vom Seewasserkreislauf (beim Automotor der Luft) abgeführt.
Klaas war unerbittlich, der Wärmetauscher müsse ausgebaut und die Eingeweide des selben untersucht werden. Mich beschlich ein Gefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefert seins. Aber Klaas bestand auf diese Prozedur, andernfalls sei ein störungsfreies Funktionieren nicht zu erwarten. Wir willigten ein und Klaas zerlegte nun unseren Yanmar nach allen Regeln der Kunst. Nahm den Wärmetauscher mit in die Werkstatt, in die wir dann etwas später von Chef Jack zitiert wurden. Hier teilte uns dieser mit, dass eine Bronzekartusche im Inneren des Wärmetauscher ausgepresst werden muss, um diese zu säubern und neue Dichtungen einzubringen. Sollte die Kartusche bei dieser Aktion einen Schaden erleiden, so müsse eine neue eingebaut werden. Im schlimmsten Fall könne auch das Gehäuse des Wärmetauscher beschädigt werden. Alles in allem beläuft sich der worst case auf 3000 Dollar!
W H A T ??? Spätestens jetzt wäre bei der Schöneberger die Naht geplatzt!
Ein funktionierender Motor verlangt lediglich nach seinen Streicheleinheiten und nun könnte diese Aktion 3000 Dollar kosten. Jetzt verstehe ich: Segeln ist wie unter der kalten Dusche zu stehen und Hunderter (wahlweise Euro oder Dollar) zu zerreißen!
Das Ende war etwas weniger dramatisch, denn die Bronzekartusche ließ sich ohne Probleme auspressen, das Gehäuse bleib heil und Klaas konnte den Wärmetauscher wieder einbauen. Die Motorinspektion ist abgeschlossen, die Rechnung haben wir noch nicht.