Unser Segelfreund Gerhard ist seit Mittwoch mit deutscher Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit wieder zurück in Deutschland. Wir hängen noch im Montego Bay Yacht Club und sind etwas angenervt. Die Nachbarlieger sind Lokals und eigentlich sehr freundlich, leben aber auch am Steg ihr lautes No-Problem-Leben. Von morgens bis in die Nacht dröhnt das Radio über die Außenlautsprecher, selbstredend volle Lautstärke, egal ob der Eigner aktuell auf dem Boot ist, oder an der Bar rumhängt. Auf unsere Bitte, die Außenlautsprecher abzuschalten ernteten wir einen völlig konsternierten Blick. Der Nachbar konnte überhaupt nicht nachvollziehen, dass uns die ewige Beschallung auf den Zeiger geht. Die logische Konsequenz wäre auszulaufen – aber wohin? Wir haben momentan Westwind und somit scheidet Negril aus und außerdem können wir international nur noch hier in Montego Bay ausklarieren. Das heißt, wir müssten auf jeden Fall wieder hierher zum Klarieren. Blöde Situation, die wir nun eben aussitzen. Gegenüber ist das Hard Rock Café mit einem schönen Sandstrand – aber drei Tage in Folge dort abzuhängen liegt uns auch nicht.
Dafür sind auch die Preise zu hoch. Einfach so rein zu gehen geht nicht. Es wird erwartet, dass du einen Liegestuhl, einen Sonnenschirm mietest und mindestens ein Getränk zu dir nimmst. Der Cocktail kostet 9.75 US $, also knapp 10 Euro, eine Dose Bier 0,275 l kostet 4 US $.
Das sind hier die normalen Preise, auch im Yacht Club. Während ich das hier schreibe, wurde ich schon zwei Mal freundlichst gefragt, ob ich nicht etwas Trinken oder eine Kleinigkeit zum Lunch haben möchte. Ich erwarte, dass ich hier im teuren Yachtclub (der Stegliegeplatz ist recht teuer und ein Ankerlieger zahlt US $ 10/Person/Tag damit er Facilities und das WiFi nutzen kann) ungestört im Foyer sitzen und das WiFi kostenlos nutzen kann. Interessenskonflikt pur.
WiFi bzw. Internet ist auch so ein Thema. Die Netze hier funktionieren wie die Blinker am Auto, aus – an – aus – an. Gestern habe ich geschlagene 5 Stunden benötigt um Programm-Files von Wetterwelt runterzuladen. Erster Abbruch bei 75 %, zweiter Abbruch bei 87 %, dritter Abbruch bei 42 %. Mir hat es in der letzten Woche aus unerfindlichen Gründen meine Grib-View-2 Software zerschossen, ich konnte keine neuen Wetterdaten mehr einlesen aber das Wetterwelt-Team hat mir kulanter weise das Programm zum Download zur Verfügung gestellt. Nun habe ich in stundenlanger Arbeit, man hat ja sonst nichts auf dem Plan, die alte Software deinstalliert und die runtergeladene Software neu installiert. Nun funktioniert es wieder und ich kann die von Wetterwelt geschickten Wetterdaten einlesen und vor allem das Tool Streckenwetter nutzen. Gut so, weil ab nächster Woche bin ich auf die Funke und ihren Freund Pactor IV angewiesen, da geht nix mehr mit Internet, die Wetterdaten kann ich nur über die Kurzwelle beziehen. Ich muss also die „mittelalterliche“ Technologie Kurzwelle und Pactor loben! Ein dickes Lob und viele Grüße an die Sailmail-Stationen, auf dass die Server dort ausschließlich gute Tage haben.