In 6 Tagen von Port Antonio/Jamaika nach Willemstad/Curaçao, 640 Seemeilen.
Die ersten 250 Meilen fuhren wir unter Motor gegen Wind und Welle mit einiger Entfernung zur Küste an den Inseln Jamaika, Haiti und Dominikanische Republik entlang. Wir mussten Ost machen, für einen günstigeren Kurs, um quer über die Karibische See nach Curaçao zu kommen*. Es gab, wie immer, mehr Wind und Welle als prognostiziert. Dies hatte zur Folge, dass wir mit einer relativ hohen Motordrehzahl gegenan motoren mussten und unser Yanmar-Schiffsdiesel zum Säufer mutierte. Kurz vor der Isla Beata füllen wir unsere 140 Liter Diesel aus den Kanistern in den Tank und waren danach beide mit Diesel eingesaut. Irgendwie passte das mit dem Lee der Inseln und dem Schutz vor dem Seegang nicht. Wir hatten kreuz und quer laufende See. Außerdem ging noch ein Schraubverschlusses eines Kanisters über Bord, sodass wir künftig nur noch 6 Ersatzkanister haben. Wir setzten schließlich am Sonntagabend kurz vor Sonnenuntergang unsere Fock und das Großsegel im zweiten Reff. Kurs hoch am Wind Richtung Curaçao. Die Nachtwachen waren unangenehm, das Wetter um uns herum wirkte bedrohlich. Die ersten drei Nächte gab es über Jamaika, Haiti und der Dominikanischen Republik starke Gewitter mit Blitzen, die den ganzen Himmel erhellten. Dies war auch ein Grund dafür, weshalb wir an den Inseln mit 10 Meilen und mehr Abstand entlang motorten, mit dem Nachteil, dass wir konfuse und hohe Welle hatten. Je weiter wir nach Südosten und weg vom Land kamen, desto weniger Gewitter bzw. Wetterleuchten sahen wir. Die kompletten 640 Meilen hatten wir zuverlässig den Wind, der uns von der Wetterwelt als möglicher Wind in Böen vorhergesagt war. Der angesagte Grundwind fand nicht statt. Total daneben lagen die Wetterdaten von Ugrib, die sagten nämlich nur 3 Beaufort Wind voraus.
Zum Vergleich: Vorhersage NOAA (allerdings bereits am 26.05. vor der Abfahrt eingeholt) für Dienstag 12 UTC 6,8 Knoten im Gegensatz zur Vorhersage von Wetterwelt für selbe Zeit und selbe Position (am 28.05. per Funk erhalten) mit 22,7 Knoten.
Die Welle am Dienstag war um die zwei Meter, was bei einem Kurs hoch am Wind nicht so prall ist. Das Schiff wird ständig aus dem Kurs gedrückt und das Material leidet, und wir mit. Am Dienstag gab es erstmals kein Abendessen, unmöglich etwas warm zu machen. In der Nacht brach der Schäkel der Dirk (die Dirk verbindet das Ende des Großbaums mit dem Masttop und verhindert, dass der Großbaum an Deck knallt, wenn kein Großsegel gesetzt ist). Grund dafür war, dass sich unterwegs vermutlich durch die harten Welleneinschläge und Schiffsbewegungen der Gasdruckdämpfer des Großbaumniederholers verabschiedet hat und der Niederholer völlig wirkungslos war. So hing beim Motoren ohne Großsegel die komplette Last des Großbaums an der Dirk beziehungsweise am Schäkel. Auch dem Windanzeiger war das alles zu viel und er verweigerte seinen Dienst. Er ließ seinen Zeiger einfach senkrecht nach unten in die Nullposition fallen. Immerhin zeigte der die Windgeschwindigkeit noch zuverlässig an. Wir sahen in einer Regen-Böe kurz 30 Knoten, aber sonst 20 – 24 Knoten aus Ostsüdost und Ost.
Unseren Zielpunkt zwischen den Inseln Curaçao und Bonaire konnten wir nicht halten und so fiel auch die Möglichkeit in Bonaire noch einige Tage mit Relaxen und schwimmen zu verbringen weg. Wir konnten mit viel Mühe einen Punkt zwischen Aruba und Curaçao anlegen und fuhren unter Motor an der Südküste Curaçaos, wie immer gegen Wind und Welle, entlang. Schön ist das nicht – aber wir wussten annähernd was uns erwartet. Die To-Do-Liste für Curaçao ist um einiges länger geworden.
*Ost machen: Die vorherrschende Windrichtung zu dieser Jahreszeit ist Ostsüdost bis Ost. Wenn wir nach Südosten segeln wollen bedeutet dies, dass wir nicht direkt auf unser Ziel absetzen können. Es geht nicht, direkt gegen den Wind zu segeln. Es geht aber zum Ziel mit Kreuzschlägen (Zick-Zack) zu kommen, was aber die Strecke um mindestens ein Drittel verlängert. Bei 640 Meilen vor dem Bug überlegen wir da nicht lang. Wir schauen, dass wir uns unter Motor soweit vor arbeiten, bis wir einen segelbaren Winkel zum Ziel bekommen. Auf kurzen Strecken machen wir das natürlich nicht.