Tag 1 im Dschungel
Pünktlich um 9 steht der Jeep mit Jonathan am Kreisverkehr vor der Marina. Wir stehen pünktlich um 9 vor dem Eingangstor zur Marina, den Parkplatz im Blick. Nicht jedoch den Kreisverkehr. So stehen wir und stehen… Ein Taxifahrer hat schon Erbarmen und will uns mitnehmen. Danke vielmals, heute fahren wir Jeep. Irgendwann löst sich die Warterei auf, Jonathan findet vier verloren rumstehende Touristen. Boarding komplett, kurz noch ein Vorher-Foto geschossen. Kamera geht nicht. Ganz schlecht, denn wir erwarten spektakuläre Motive. Der Fehler ist schnell gefunden, die Schuldige auch. Die Speicherkarte steckt noch im Computer, weil ich sie gestern Abend extra noch geleert hatte. Walter spurtet zurück zum Schiff, aber der Computer ist versteckt. Er nimmt den Speicherchip der Ersatzkamera und dann kann es endlich losgehen. Wir sitzen auf der Ladefläche auf zwei Längsbänken und werden gut durchlüftet und eingestaubt. Kurz hinter Santa Marta geht es auf einer Sand-und Steinpiste , die dem Jeep und dem Fahrer alles abverlangt, weiter. Im Schritttempo geht es durch ein Flussbett, über Felsen und durch aufgewühlte Sandkuhlen. Irgendwann packt es der Jeep nicht mehr, abgewürgt. Ein Anfahren ist unmöglich. Harald und Walter springen von der Ladefläche und legen Steine hinter die Hinterräder.
Es geht weiter.
Einfacher haben es die Mädels mit dem Motorrad.
Kurz vor dem Mittagessen sind wir da. Im Naturreservat Caoba.
Wir bekommen von Harry aus New York eine Kurzeinweisung und die Inhaberin nimmt uns zur Fütterung seltener Amazonasfische, der Arapaimas, mit. Hier werden endemische Tierarten gepflegt, wenn möglichvermehrt und in Freiheit entlassen.
Zweihundert verschiedene Pflanzenarten aus ganz Südamerika hat der Inhaber, ein deutscher Biologieprofessor gepflanzt und aus der ehemaligen Rinderfarm ein angelegtes tropisches Chaos geschaffen.
Zwischendrin die Übernachtungshütten mit Doppelbett, WC und Dusche. Soviel Komfort darf sein.
Nach einer ausgedehnten Mittagsruhe durchkämmen wir auf eigene Faust das Gelände. Die seltenen Guacamayas-Papageien, werden in einer Voliere gehegt und gepflegt. Es handelt sich ausschließlich um ehemalige Haustiere, die von ihren Besitzern hier abgegeben wurden. Die Tiere sind in Freiheit nicht mehr überlebensfähig. Die Caoba hofft auf Papageiennachwuchs, der dann ausgewildert werden kann. Aber das Papageienpaar hat noch keine Fortpflanzungsambitionen – die Hoffnung bleibt. Auch hat die Coaba eine Vereinbarung mit den hier noch lebenden Kogi-Indianern. Die Indianer verwenden die Schwanzfedern der Papageien für ihren Kopfschmuck und dafür mussten viele freigebende Tiere sterben. Wenn die Papageien in der Voliere in der Mauser sind und die Federn verlieren, sammeln die Besitzer die Federn und geben Sie den Indianern weiter. Im Gegenzug verzichten die Indianer auf das Abschießen der fast ausgestorben Papageien.
Die Ministachelschweinchen, die Zahinos, die auf dem Gelände leben sind freiwillig hier, sie haben zwar einen eingezäunten Bereich, haben sich aber unter den Baumwurzeln hindurch Tunnel gegraben und könnten jederzeit in die Freiheit gehen. Sie genießen jedoch das Futter und wohl auch die Ansprache durch die Besucher und bleiben da. Das älteste ist schon 12 Jahre da. Neu ist ein verletztes Babyäffchen, das von der Polizei Schmugglern abgenommen wurde. Es handelt sich um eine ganz seltene Art, die nur im Norden Kolumbiens in den trockenen Tropen lebt. Die Besitzer werden es gesund pflegen und wenn es alt und kräftig genug ist, den Käfig öffnen damit es auf dem Gelände herumklettern kann und sich langsam an die Freiheit gewöhnt.
Für die Mitarbeiter und die wenigen Besucher ist heute ein besonderer Tag. Es wird nämlich der Kohleofen angeheizt und es wird Pizza und Vollkornbrot gebacken. Die Vegi-Pizza schmeckt sehr lecker und das frisch bebackene Brot gibt es am nächsten Tag zum Frühstück.