Valle Cocoa und Acaima
3200 Meter sind unsere Messlatte. Gestern im Nationalpark auf der Schotterpiste mit dem Auto und heute zu Fuß. Das war nicht so vorgesehen, bzw. ich hatte das verdrängt. Luis, genannt Tarzan, holte uns früh morgens ab um mit uns ins Tal der Wachspalmen zu fahren. Einen Zwischenstopp legten wir im Dorf Filandia ein. Ein typisches Dorf dieser Region.
Luis ließ es sich nicht nehmen, uns ein zweites Frühstück zu spendierenden. Es bestand aus frittierten Empanadas aus Mais gefüllt mit Hühnchen. Für uns absolut grenzwertig, sowohl das Frittierte als auch die Füllung. Aus Höflichkeit mussten wir das zu uns nehmen. Es hat uns nicht direkt geschadet. Im Dorf Salento angekommen durften wir in einen Willy-Jeep umsteigen, der uns zum Tal der Wachspalmen brachte.
Kaum losgefahren ließ Luis den Fahrer anhalten und winkte eine hübsche junge Frau heran. Aus 200 Meter Entfernung hatte er erkannt, dass sie aus Deutschland kam und hat sie, nach kurzer Absprache mit uns, eingeladen mit uns ins Cocoa-Tal zu fahren. Wir vermuten, dass er sich etwas Abwechslung erhoffte und mit uns Alten auf der Tour Langweile befürchtete. Sein Plan ging auf, denn Sarah, entpuppte sich als außerordentlich angenehme und erfrischende Begleiterin. Drei Deutsche hasteten hinter einem kolumbianischen Toro den Rio Quindio entlang und den Berg hinauf. Über Stock und Stein, durch Lehm und Pferdescheiße. Ständig auf der Hut um nicht von wie Mehlsäcke auf Pferden hängenden Touristen, sowohl von hinten als auch von vorne, überwalzt zu werden. Nach 2,5 Stunden durch die pralle Natur, wilde Orchideen, Anthurien, Bromelien, Farne und Flechten, violett und orangefarben blühende Bäume, und nachdem wir sieben ! Hängebrücken überquert hatten kamen wir auf 2.200 Meter im Naturreservat Acaime an.
Die nächste kulinarische Herausforderung erwartete uns. Die Familie des Parkverwalters bietet in ihrer Hütte chocolate con queso nach der Art, wie es die indigene Bevölkerung seit hunderten von Jahren trinkt, als Stärkung an. Es ist eine dicke Schokoladensoße aus frisch gemahlenen Kakaobohnen mit Wasser und viel Zucker aufgekocht und mit einem Stückchen Käse, ähnlich wie Mozzarella, darin.
Wir gingen davon aus, dass dies der Ziel- und Wendepunkt unserer Wanderung sei — weit gefehlt. Tarzan Luis stieg mit uns einige hundert Höhenmeter ab um dann auf der gegenüberliegenden Talseite mit uns wieder auf 3.200 Meter aufzusteigen. So spektakulär die Natur auch ist, gegen etwas weniger Höhenmeter hätte ich nichts einzuwenden gehabt. Sarah auch nicht, zumal es zwischendurch angefangen hatte zu nieseln und Tarzan Luis sie in einen tarnfarbenen Regenmantel, der ihr bis zu den Schuhen reichte, einpackte. Widerspruch zwecklos. So begleitete uns Sarah die Waldfrau auf der letzten Teilstrecke. In der Tat war diese Strecke die schönste. Wir kamen vom Berg runter in die riesigen Flächen auf denen die palmas de cera, die vom Aussterben bedrohten Wachspalmen, stehen. Um die 65 Meter hoch und bis zu 60 Jahre alt.
Mittlerweile grasen zwischen den Palmen keine Kühe mehr, die Bauern haben erkannt, dass das Rindvieh die jungen Palmenschösslinge frisst und es so zum schnelleren Aussterben der Palmen kommt. Nun werden zwischen den Palmen Avocados angepflanzt, damit die Bauern eine Einkommensquelle haben. Eine weitere Einkommensquelle ist das Vermieten der Pferde für die Touren.
Nach 9 Stunden saßen wir wieder im Jeep der uns nach Salento brachte und Don Jaime mit dem Taxi wartete. Hier verabschieden wir uns von Sarah, die mit dem Nachtbus nach Bogota musste, da ihr Urlaub zu Ende war. Alles Gute Sarah!