Sommer, Sonne, Sonnenbrand. Nicht an der Adria, in der Karibik oder sonst wo in der Ferne, nein in Süddeutschland treffen die Postkartenklassiker der 70iger Jahre in diesem Sommer voll ins Schwarze. Wir beladen den Bulli mit Klamotten, Getränken und ein wenig Essbarem, schnallen die Fahrräder fest und zuckeln los. Unser erster Stopp ist auf dem Wohnmobilstellplatz in Tunau am Bodensee. Völlig unkompliziert wird an der Schranke ein „Parkticket“ gezogen, die Schranke öffnet sich und man sucht sich einen angenehmen Stellplatz. Stromanschluss ist vorhanden und im Preis inbegriffen, Wasser gibt es am Wasserhäuschen. Duschen sind im Duschhaus, Duschmarken gibt es im Biergarten vom Dorfkrug-Hotel. Bei Abreise wird am Kassenautomat bezahlt und fertig.
Wir lassen unsere mobile Übernachtungseinheit auf dem Stellplatz und fahren mit den Fahrrädern über Lindau nach Bregenz. Der Bodensee-Radweg ist sehr gut ausgeschildert und verläuft hier entlang des Bodensees abseits der Hauptstraßen. In Bregenz schieben wir die Fahrräder in die Großgondel der Pfänderseilbahn, schweben schweißfrei zum Gipfel und genießen eine traumhafte Aussicht über den Bodensee. Auf der Pfänder-Bergstraße düsen wir bergab und peilen zum Abendessen ein, uns aus Bodensee-Segelzeiten bekanntes Restaurant auf halber Höhe an. Leider hat es donnerstags Ruhetag. Mit schlechtem Gewissen gegenüber den sich bergauf quälenden Radfahrern, mit hochrotem Kopf (die mit Tourenrädern) und mit rotem Kopf (die mit E-Bikes) düsen wir vollends bergab nach Lochau und radeln nach „Hause“ zum Bulli. Abendessen gibt es nun in Gohren.
Am nächsten Tag nehmen wir den Radweg über Langenargen, Friedrichshafen, Immenstaad nach Meersburg. Bis Friedrichshafen ist der Radweg separat von der Bundesstraße, danach wird es echt ätzend. Der Radweg verläuft bis zum Schloss Kirchberg entlang der B 31. LKW nach LKW quetscht sich durch Immenstaad und entlang des Sees. Wir versuchen ab Immenstaad alternative Wege zu finden, aber die Wege direkt am See sind den Fußgängern vorbehalten. So lassen wir uns notgedrungen von den Abgaswolken einnebeln und können erst ab Hagnau wieder weg von der Bundesstraße. In Meersburg angekommen mischen wir uns unter die vielen Touristen und lassen uns in den Straßencafés mit Eis und Campari verwöhnen.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bulli nach Dornbirn/Österreich. Hier ist die Messe Art Bodensee. 65 Galerien aus sieben Ländern zeigen Werke von über 400 Künstlerinnen und Künstlern.
Na ja, so richtig vom Hocker gerissen hat uns das jetzt auch wieder nicht. Die Fotos sind von der Website der Messe – wir hatten mal wieder die Kamera vergessen. Was auch die schlechte Qualität der anderen Fotos erklärt, die mit dem Mobilphone aufgenommen wurden.
Auf der schweizerischen Bodenseeseite fahren wir weiter bis nach Eschenz in der Nähe von Stein am Rhein. Hier auf dem Campingplatz Hüttenberg (verdammt weit oben am Berg) bekommen wir einen schönen Stellplatz für die nächsten Tage. Die Anlage ist sauber wie ein Sternehotel. Die Putzkolonne ist rund um die Uhr am Feudeln und Desinfizieren. Außer, dass die Anlage absolut fahrradfahrerunfreundlich am Berg liegt passt wirklich alles. Brötchendienst, Mini-Supermarkt, Schwimmbad, Bistro und einen traumhaften Blick in Richtung Kreuzlingen/Konstanz. Unser erster Ausflug führt uns nach Stein am Rhein zum Abendessen, wo es uns fast die Füße wegzieht ob der Preise. Schweiz halt.
Am nächsten Tag radeln wir auf der rechten Rheinseite von Stein am Rhein bis nach Schaffhausen. Zweimal fahren wir auf dem Radweg ohne jegliche Kontrolle von der Schweiz nach Deutschland (Gailingen und Büsingen) und wieder zurück. Am Wegrand stehen schwarz-rot-gold angestrichene Holzpfosten und ein Schild mit dem Bundesadler.
Das Rheinufer von Stein am Rhein bis nach Schaffhausen ist ein einziges Strandbad. Teilweise wild, teilweise wie in Gailingen mit allen Annehmlichkeiten wie WCs, Duschen, Liegewiese und Restaurant ausgestattet. Anfangs wundern wir uns, dass uns auf dem Weg und auch mitten in den Städtchen Menschen in Badekleidung, mit Schwimmnudeln, Schwimmgetier unterm Arm und wasserdichten Säcken begegnen. Manche Menschen sind nass, manche trocken. Die Nassen kommen aus dem Rhein und die Trockenen gehen erst in den Rhein. Aktuelle Wassertemperatur 23 Grad, das Wasser glasklar und sauber.
Mit der Strömung lassen sie sich, gesichert mit den Auftriebskörpern, kilometerweit treiben. Auch Schoßhündchen dürfen mit. Im aufgeblasenen Miniplanschbecken treiben sie neben dem Frauchen rheinabwärts. Zu sehen auf dem Bild, der Hund sitzt im grünen Ring. Total entspannt.
In Schaffhausen am Rheinfall ist natürlich der Bär los. Wir reihen uns in den Besucherstrom ein. Der Rhein führt zwar wenig Wasser, aber der Rheinfall ist wahrlich beeindruckend.
In Schaffhausen amüsieren wir uns über das Rhybadi. Ein Rheinbad mitten in der Stadt.
Auf dem Rückweg nach Eschenz müssen wir kräftig in die Pedale treten, hinter uns steht eine dicke Gewitterzelle. Das Abendessen unten in Stein am Rhein fällt aus. Als wir den Hüttenberg hochstrampeln sehen wir dass die Warnleuchten am Ufer des Bodensees blinken. Es ist Starkwindwarnung. Regen bekommen wir keinen ab. Es gießt nur kurz auf der deutschen Rheinseite.
Am nächsten Tag muss der 31 Jahre alte Bulli wieder hart arbeiten. Wir treten die Heimreise durch den Hochschwarzwald an. Orte wie Titisee, St. Märgen, Triberg, Alpirsbach etc. liegen auf unserem Zickzack-Kurs durch den Hochschwarzwald. Ab Oberndorf am Neckar haben wir Erbarmen und fahren auf die Autobahn A 81 in Richtung Stuttgart. Wo wir wohlbehalten ankommen und in den nächsten Tagen unseren Sonnenbrand kurieren können.