Cartagena_2019_7

Kranbox ist nicht mehr weit! Endlich geht es ins Wasser

Endlich im nassen Element. Am Dienstagvormittag rollt der Marine Travelllift an und hängt die Sunrise in die Gurte. Wir können am Bord bleiben, erstaunlich bei den strengen Sicherheitsvorkehrungen hier. So erleben wir hautnah eine freischwebende Schifffahrt durch die Luft. Sanft wird die Sunrise in der Kranbox ins Wasser gelassen. Alle Borddurchlässe werden geprüft. Das neu gedichtete Ruderlager, die Seeventile etc. bleiben trocken, der Motor springt zuverlässig an (die Starterbatterie hatte auch als einzige die sieben Monate ohne Ladung überlebt), auch die Navigationsinstrumente zeigen Werte an. Wir zögern nicht lange und fordern einen Piloten an, der uns durch das flache Wasser geleitet. Nichts wie weg hier aus dem Dreck. Nicht Ferroalquimar ist das Problem, gut der Hof gleicht der Sahara und der Wind hilft kräftig mit, alles einzupudern; das größte Problem sind die umliegenden Großschiffswerften. Steht der Wind schlecht kommt Ruß, Flugrost, Farbnebel, irgendwelches Giftzeugs angeweht und legt sich auf den eingelagerten Schiffe nieder. Entsprechend eingesaut sieht die Sunrise aus. Die Sunrise hat Akne. Das toppt alles seither dagewesene. Ansonsten macht die Werft viel damit sich die Kunden künftig wohler fühlen. Die neuen Duschen und Toiletten sind fast fertig, das werfteigene Restaurant bietet Mittagessen und im Aufenthaltsraum gibt es eine Teeküche und auch eine saubere Toilette. Eine immense Verbesserung. Vor sieben Monaten hatte ich ein Foto von der Dusche und dem WC hochgeladen. Furchtbar war es. Trotzdem würden wir, falls wir nochmals hier her kommen müssten, nicht auf dem an Land stehenden Schiff wohnen. Bei dem was hier alles durch die Luft gewirbelt wird, ist der Feinstaub am Stuttgarter Neckartor ein Witz hoch zehn. Außerdem ist es an Land viel zu heiß. 

So kommen wir einen Tag früher als mit der Büroleiterin vereinbart mit der Sunrise  im Club de Pesca de Cartagena an. Wir melden uns über UKW Funk Kanal 71 beim Jefe de Muelle, Nestor Castro Viana. Mein Spanisch reicht soweit, vorbereitete Sätze fehlerfrei zu formulieren. Mit der Antwort wird es schon etwas schwieriger. Wir sollen warten. Der Jefe weiß von nichts. Absolut normal. Hilft nur vor der Marina rumzubutschern und auf ein ok zu warten. Es folgt das übliche umfangreiche und absolut unverständliche Palaver. Hier hilft Doofstellen und Nix verstehen ungemein weiter. Kurzum wir bekommen bald einen Liegeplatz an der Muelle 3 zugewiesen. Schiff anbinden, abschließen und schnellstens diesen Ort des Grauens für heute verlassen. Zurück ins Hotel und eine ausgiebige Dusche nehmen, dann zum Japanischen Restaurant zum Abendessen. Ab morgen wird gewienert. Dann ziehen wir auch offiziell ein. Es war gut, dass ich das Hotel im Vorfeld bereits für elf Tage eingebucht hatte. Wir mussten aus vorstehenden Gründen um zwei Tage verlängern.