Cartagena_2019_11

Sunrise Sandwich
Eingekeilt zwischen Motoryachten

Bei unserer Ankunft im Club de Pesca de Cartagena wurden wir in den ersten Liegeplatz nach dem Kopfsteg eingewiesen. Wir liegen zwischen zwei großen Motoryachten eingekeilt und fühlten uns wie ein Ruderboot zwischen Fahrgastschiffen der weißen Flotte am Bodensee. Außen am Kopfsteg liegt die SeaC, ein wunderbarer Wellenbrecher für den all gegenwärtigen Schwell durch die vorbeifahrenden Boote.
Captain Mike stellte sich gleich nach unserem Anlegemanöver vor und auch seine komplette Putzcrew reichte uns die Hand. So vergingen die Wochentage, man werkelte neben einander her, Smalltalk hier, ein paar spanische Floskeln da. Alle recht freundlich. Am Freitag berichtete uns Mike, dass sein Boss am Wochenende die SeaC von Cartagena nach Santa Marta überführen wolle. Das gute Stück (Schiff) über 5 Mio Euro Wert sollte mit einer großen Party in Santa Marta übernommen werden. Doch Mike hatte auch den Wetterbericht studiert und seinem Boss die Unmöglichkeit einer Fahrt nach Santa Marta erklärt. Der Boss war not amused und trudelte am Freitag in Cartagena ein. Mike musste plötzlich eine Kapitänsuniform tragen und aus der Putzcrew waren plötzlich Buttler mit weißen Hemden und maritimen Shorts geworden. Der Samstag verging mit Vorbereitungen auf der SeaC. Die Einweihungsparty wurde kurzer Hand nach Cartagena verlegt. Kompromiss zwischen Captain und Eigner. Begrüßung der Gäste, ein Willkommensgetränk, Auslaufen in die Lagune von Cartagena zum Sundowner, anschließende Rückkehr zum Liegeplatz und Party bis ultimo.
Naja, so der Plan. Am Ende waren die Gäste aus Santa Marta kommend verspätet, die Sonne war bereits unter gegangen und der Wind hatte derart zugelegt, dass ein Auslaufen unmöglich war. So versammelten sich nach und nach alle Gäste im Laufe des Abends auf der SeaC und taten das was Gäste so tun, sie feierten. Champagner floss im Überfluss, Musik schallte aus den Lautsprechern, schnell war der Abend zum Morgen geworden und die Musik aus den Außenlautsprechern wollte kein Ende nehmen. Als dann um ca. ein Uhr am Morgen der Lautstärkepegel abrupt erhöht wurde platzte Elke der Kragen. Im Schlafdress stürzte sie an Deck griff sich verbal Mike und wies diesen an seinem Boss klar zu machen, dass nun Schluss mit der Veranstaltung sei. PUNKT. Und siehe da nicht eine Minute später war die Musik aus, zwei Minuten später gingen die Gäste, wir hatten ein saublödes Gefühl. Mal wieder den typisch Deutschen rausgehängt. Voll peinlich! Buahh.
Am gleichen Morgen ca. 10 Uhr wir sitzen noch am Frühstück, jeder löffelt aus seiner Müslischale, da kommt Mike, frisch geduscht und mit einer Flasche Rotwein in der Hand um sich für die Unannehmlichkeiten der letzten Nacht zu entschuldigen. Wir sind überrascht und einigen uns auf ein don‘t worry. Keine zwei Stunden später erscheint eine vier Mann starke Truppe an der SeaC, im Gepäck haben sie 6 brandneue natürlich viel größere Lautsprecher. In einer Stunde sind die getauscht, am Nachmittag holt die SeaC ihren Ausflug in die Lagune nach. Am Abend same procedure, Champagner im Überfluss und schrill laute Musik aus den NEUEN Lautsprechern. Mike I think it`s time for another bottle of wine. Oder auf schwäbisch: so laut wie die Musik isch, so viel kannst gar net saufa.