Cape Canaveral
Mit den Radlrutschn (Tretrollern) sind wir unterwegs und ernten nette Kommentare. Nice Ride etc. Ja, das ist hier unüblich, dass Tretroller getreten werden und nicht mit Elektroantrieb fahren. Hin und wieder sieht man ein Fahrrad, aber das sind dann meist deutsche Touristen. Das Fahrrad ist auf jeden Fall die bessere Wahl, die Tretroller sind saumäßig gefährlich. Schlaglöcher oder zu große Spalten zwischen den Betonplatten, Vorderrad taucht ein, blockiert und die Beschleunigung sorgt für einen uneleganten Abgang. Deshalb waren die Dinger ja auch fünf Jahre in der Backskiste weg gestaut. Aber die Wege sind hier zu weit, also doch rollern. Lieber schlecht gerollert, als lange gelaufen. Vier Abwürfe sind in den letzten zwei Tagen zu verzeichnen. Walter gestern drei Mal und ich bin heute ein paar Meter vor der Marina völlig überflüssigerweise noch abgestiegen. Alles noch dran, außer ein paar Schürfwunden an den Extremitäten.
Gestern waren wir auf der Suche nach Obst und Gemüse. 12 Kilometer (6 km einfach) sind wir dafür gerollert bis wir einen Laden mit dem entsprechenden Angebot gefunden haben. Es war ein Naturkostladen und er roch genau so wie die Naturkostläden bei uns in Deutschland. Allgemein sind die Preise in USA echt gesalzen, aber im Naturkostladen sind sie gepfeffert. Egal, noch zwei weitere Kilometer bis zum Publix Supermarkt zu rollern war uns zu anstrengend.
Heute, am Ostersonntag sind wir über 20 Kilometer gerollert. Nach einem knappen Kilometer legten wir den ersten Stopp ein. Wir vernahmen rockige Klänge und wurden magisch angezogen. Die Ocassional Astronauts, vier Männer kurz vor der Rente, legten sich mächtig ins Zeug. Die gute alte handmade Rockmusik der 70iger Jahre kam so gut an, dass sogar 80jährige anfingen abzurocken und das Tanzbein zu schwingen. Nach der zweiten Pause rollerten wir weiter. Unser Ziel lag acht Kilometer entfernt, die Westgate Cocoa Beach Pier. Ein „must see“ in Cape Canaveral. Das kann ich jetzt so absolut nicht unterschrieben. Schon gar nicht um den Preis acht Kilometer hin und acht Kilometer zurück zu rollern. Touristen-Nepp. Die wollten sogar 2 US Dollar Administration Fee um die Pier zu betreten.
Geht’s noch? Nein. Wir rollerten zurück in „heimische“ Gefilde, wo jetzt in der Nachbarkneipe heftig gerockt wurde. Eine andere Rentnertruppe spielte, unter frenetischem Beifall der biertrinkenden Masse, das komplette Repertoire der Scorpions runter. O-Ton Walter: Mit viel (vier) Bier im Kopf geht es.
Kurz vor Sonnenuntergang rollerten wir nach Hause. Das Biogemüse wartete auf eine angemessene Behandlung. Und außerdem mussten wir dem Bauch ja auch was Gutes tun; Beine und Po waren schon ausgiebig durchtrainiert worden.
Happy Easter