Cape Canaveral oder alle guten Dinge sind Vier oder die Schwierigkeiten einen Raketenstart zu beobachten!
Elke war abgereist und mit ihr zwei vergebliche Versuche die Falkon 9 Rakete ins All zu schießen. Ein neuer Start sollte am Freitag, 3. Mai um 3:11 Uhr, also mitten in der Nacht sein. Um etwa 1:00 Uhr packte ich meinen Rucksack mit Kameras, Stativ und Objektiven und machte mich mit dem Kinder-Tretroller auf den Weg in den Jetty Park. Direkt am Strand an der Atlantikseite gelegen. Kein Mensch, nicht mal Autos, waren zu dieser Zeit unterwegs. Ich rollerte völlig vereinsamt durch die Industrieanlagen von Port Canaveral, vorbei am Cruising-Terminal, an Raffinerie- und Industrieanlagen. Am Jetty Park angekommen war ich zunächst einmal froh, dass die Tore zum Park offen standen und sogar ein paar Fahrzeuge in den Park fuhren. Ich ignorierte Schranke und Wächterhäuschen und fuhr mit dem Roller direkt zur Pier, die einige hundert Meter in den Atlantik hineinragt. Dort angekommen musste ich feststellen, dass nur die Profis mit ihren Hightech-Ausrüstungen anwesend waren. Monströse Stative mit mannshohen Ausmaßen, Kameras die 360ig Grad Aufnahmen machen können, Fernbedienung und Nav-Verfolgung, alles war hier aufgebaut. Ich zückte mein Campingstativ, schraubte meine in die Jahre gekommene digitale Spiegelreflexkamera drauf und durfte feststellen, dass die Größe meines Teleobjektiv ungefähr ein zehntel von denen war, die die Profiabteilung verwendeten. Immerhin ich war am gleichen Ort wie die Profis und hatte die gleiche Chance. Es war bedeckt und der Wind war kalt und unangenehm stark. Noch etwa eine halbe Stunde bis zum offiziellen Start. Ich bereute es, nicht eine winddichte Jacke eingepackt zu haben. Kurz vor 3:00 füllte sich die Pier und ich musste um den Platz an der „Sonne“ richtig kämpfen. Immer wieder wurden neueste Infos von den Profis durchgesteckt. Die hatten andere Quellen als der Ottoverbraucher. Zunächst hieß es alles OK doch dann 8, in Worten ACHT Minuten vor dem Countdown packten die ihr Zeugs ein und verließen wortlos die Pier. Ich tat das selbe, packte alles in meinen Rucksack und rollerte zurück zum Schiff. Völlig frustriert berichtete ich per WhatApp nach Deutschland.
Neuer Tag neue Chance. Der Start war verschoben. Nun auf 4. Mai, 2:48 Uhr. The same procedure as last night. Wieder packte ich den Rucksack, rollerte zum Jetty Park, enterte die Pier und fand die gleichen Protagonisten wie am Vortag. Nur jetzt war einiges anders. Der Wind hatte nachgelassen, es war keine Wolke am Himmel und es war nicht kalt. Wieder kamen widersprüchliche Infos, nur diesmal packten die Profis nicht vorzeitig ein. Plötzlich wurde der Countdown runtergezählt, dann passierte zunächst nichts, irgend jemand sagte noch 5 Sekunden, wieder nichts, dann erhellte sich der Horizont wie von einer Mega Flutlichtanlage ausgeleuchtet. Ein großer Feuerball steigt in den Himmel. Kein Höllenlärm, nur das Grummeln wie von einen Jet, der Feuerball steigt weiter ins All.
Bald ist nur noch ein kleiner Lichtpunkt zu erkennen. Als sich die Booster trennen noch mal eine kleine Veränderung der Szenerie. Minutenlang passiert gar nichts, es ist dunkel, nur die Sterne funkeln am Himmel. Dann ein Licht das immer näher kommt und größer wird, es sind die wiederverwendbaren Booster, die auf einer Plattform ca. 20 Meilen außerhalb im Atlantik landen sollen. Es sieht aus wie ein Sonnenuntergang, genauso spektakulär, genauso intensiv. Nur ohne Green Flash.