Life is (in) a roller coaster
Seit gestern liegen wir vor dem Safe Harbor City Boatyard im Wando-River. Am Außensteg, im River. Schräg gegenüber, hinter der Haarnadelkurve die der Fluss hier macht, ist eine Marina für die Kleingärtner. (Kleingärtner, so nennen wir die Motorbootfahrer mit ihren Plastikschüsseln und mindestens 250 PS Außenbordmotoren am Heck)
Nicht nur hier, den ganzen Fluss rauf sind Bootsanlegestege für diese Rennschüsseln. Es ist Wochenende und gefühlt tausend Motorboote brettern den Fluss rauf und runter. Ganz besonders angetan hat es Ihnen die Haarnadelkurve. Das muss tierisch Spaß machen, hier voll Speed hineinzuziehen und eine mordsmäßige Heckwelle zu verursachen. Von beiden Seiten. Es geht zu wie auf dem Hockenheimring, nur halt mit Gegenverkehr. Oh Herr schmeiß Hirn runter, oder schick uns wenigstens sintflutartige Regenfälle.
Wir liegen am Außensteg und bekommen den ganzen Hack ungebremst ab. Die Sunrise vollführt Bocksprünge an ihren Leinen. Meterhoch. Das kann man gar nicht glauben. Der komplette Steg schwingt, nein, eher knallt rauf und runter. Unser Ruderblatt mussten wir fixieren, da das Steuerrad unkontrolliert von einem Anschlag zum anderen Anschlag geknallt ist. Sechs Fender und einen Plattenfender haben wir zum Schutz des Rumpfes ausgebracht. Ein Fender ist schon platt. Regelmäßig springen wir vom Boot auf den Steg um rausgehüpfte Fender wieder zwischen Steg und Bordwand zu quetschen. Eine Fitness-Übung der besonderen Art.
Wir hoffen nur, dass es uns nicht auch noch eine Klampe rausreißt oder sich die eingefädelten Ruckdämpfer in den Festmacherleinen pulverisieren. Außerdem hoffen wir, dass das Wochenende schnell rumgeht und die Spaßpiloten wieder zurück zur Arbeit müssen. Anfangs stand ich noch auf dem Laufdeck und habe den Idioten unschöne deutsche Kraftausdrücke hinterher geschickt – war sinnlos.
Den hier üblichen Tidenhub von bis zu zwei Metern und den dazugehörigen Tidenstrom mit bis zu 2,5 Knoten könnten wir ohne den überflüssigen Hack gut händeln. Es ist schon bemerkenswert wie weit ins Land hinein die Tide läuft.
Vor- und Achterspring, Vor- und Heckleine und das Schiff liegt ruhig am Steg. Normalerweise.
Ansonsten steht, soweit das in der Achterbahn hier machbar ist, Putzen, Polieren, Lüften, Aus-, Hin-, Her- und Verräumen, lang vermisste Sachen finden, Schoten und Leinen mit Süßwasser waschen und neuen Decksluken-Deckel einbauen u.v.m. auf dem Plan. Eine neue komplette Lewmar Ocean Decksluke hatte ich im Mai von zu Haus mitgebracht. Lewmar hat in den letzten zehn Jahren die Konstruktion nicht verändert, sodass Walter den Rahmen im Deck drin lassen konnte und nur den undichten Lukendeckel tauschen konnte. Die Lukendeckel sind auch Opfer der extremen UV Strahlung und der Hitze in der Karibik. Die Gummidichtungen der Scheiben ist porös geworden. Schwund ist immer dabei. Kostet Nerven und Geld.