Kanada Reise 2019_2

Toronto schläft nie. Das sagt New York ebenfalls, aber hier erfahren wir es direkt am eigenen Leib. Der CN Tower strahlt die ganze Nacht hindurch in den schönsten Farben über uns, auch der Verkehr unter uns, Fußgänger und Autos, reißt nicht ab. Wir standen gestern bis weit nach Mitternacht auf dem Balkon um das Farbspektakel über uns und das pulsierende Leben unter uns zu beobachten. Wir „wohnen“ im 12. Stockwerk und haben einen guten Überblick. Es ist Wochenende, tolles Wetter und die Menschen zieht es nach draußen. So bleich wie manche sind, ist anzunehmen, dass der Sommer hier in seinen ersten Zügen liegt. Unser Sonntagsausflug beginnt damit, dass wir unsere Kindertretroller aus dem Kofferraum holen. In Toronto gibt es keine Elektro-Tretroller zum Mieten – und das ist gut so. Wir sind rollende Exoten auf dem Radweg, teils auch auf den Gehwegen. Unser Ziel sind die beiden international anerkannten Museen, das Royal Ontario Museum und die Art Galerie Ontario (wieder zeigt sich hier die Handschrift Frank Gehrys). Bei dem tollen Wetter wollen wir gar nicht in die Museen rein, sondern nur die Architektur dieser anschauen und vor allem fotografieren. Es gibt leider keine Innenansichten. Frank Gehry hat so clever geplant, das wir seinen spiralförmigen Treppenaufgang im Inneren der Art Galerie nicht fotografieren können, ohne 25 Dollar Eintritt zu zahlen. Die derzeitige Ausstellung interessiert uns nicht, also gibt es keine Fotos. Wir rollern weiter durch die Stadt. Es gibt wenig alte und erhaltene Straßenzüge, oft wird Altes mit Neuem kombiniert.

Royal Ontario Museum in Toronto
Alt und Neu wunderschönen verzahnt

Alt und Neu an fast jeder Straßenecke
Die Kirche wurde kurzerhand umbaut

Alt und Neu in Toronto

Eaton Shopping Center
Mit je einer U-Bahnstation vorne und hinten

Unser nächstes Ziel sind die Toronto Islands im Ontario See, direkt vor Downtown Toronto. Mit der Fähre 10 Minuten. Gefühlt 100.000 Andere sind auf die gleiche Idee gekommen, denn die Schlange vor der Fähre ist unendlich lang. Im Augenwinkel hatte ich beim Vorbeirollern ein Schild eines Wassertaxis gesehen. Gleich im nächsten Hafenbecken legen Wassertaxis ab, die nur 2 Dollar mehr kosten als die Fähre. Kaum Wartezeiten, auf dem nächsten Wassertaxi haben wir Platz. Der Clou ist, dass das Wassertaxi den Preis für die einfache Fahrt aufruft. Aber die Rückfahrt von den Inseln zurück kann man mit der Fähre machen, weil das kostet dann nichts. Nun ja, eigentlich kostet das schon, man kann für die Fähre nur ein Hin- und Rückticket lösen, aber auf der Fahrt zurück muss die Fähre alles mitnehmen was da steht. Es soll kein Tourist auf der Insel bleiben. Die Verwaltung ist sehr restriktiv, es leben derzeit nur 700 Personen dauerhaft auf den Inseln, und es gibt eine Zuzugsbegrenzung, mehr soll und darf es nicht werden. Die Inselkette erstreckt sich über acht Kilometer und bietet für Segler einige Häfen, für Schwimmer erfrischendes Ontario-Seewasser. Alles gleicht einem heißen Sommertag am Bodensee. Draußen ziehen die Segelschiffe vorbei, am Strand spielen die Kinder und im Wasser wird sich erfrischt. Oma und Opa sitzen auf der Picknick-Decke und überwachen die Kühlboxen. Mit der Verpflegung ist es nämlich schwierig, aber die Erfahrenen ziehen am Wochenende mit Sack und Pack im Bollerwagen auf die Inseln. Der Ontario See hat derzeit ziemlich viel Wasser, die wenigen Ferienhäuser und Wohnhäuser sind mit Sandsäcken vor Überflutung geschützt, einige Wege sind jedoch unpassierbar, zumindest nicht mit dem Tretrollern.

Hochwasser auf Toronto Islands

So bleibt uns der Anblick des einzigen FKK Strandes am Ontario See verwehrt, oder erspart. Je nach dem.


Viel Verkehr über dem Inner Harbor
Fähren zu den Inseln, Freizeit-Segler, Motorboote und Flugzeuge im Landeanflug auf den Toronto Airport