Saison 2020_9

Den dritten Tag in Folge regnet es. Unser Teakdeck-Restaurierungsprojekt stockt bzw. steht komplett still.
Vor lauter Tee, Kaffee und Kakao kochen ist unsere erste 5 kg Gasflasche bereits leer gesaugt. (Und Rum für Lumumba gibt’s auch nimmer) Gas nachfüllen sollte bei U Haul in Charleston City in der Kingsstreet gehen. Zumindest ging es dort im Juni 2019 noch. Die Charleston Harbor Marina liegt auf der Mount Pleasant Seite, gegenüber von Charleston City getrennt durch den Cooper/Ashley River. Kein Problem, wir nehmen den kostenlosen Resort-Shuttlebus rübber über die Brück. Der Fahrer wundert sich nicht über die Gasflasche in Walters Rucksack und setzt uns freundlicherweise außerhalb seiner üblichen Route bei U Haul ab. Für den Rücktransport müssten wir allerdings 15 Minuten zurück zur Marketstreet, zum Sammelpunkt laufen. Kein Thema. Machen wir. Walter zwar mit der Gasbombe auf dem Rücken – muss ja keiner wissen. Aber soweit kommt es nicht, die Gasflasche bleibt ungefüllt. Weil sich die Tussi am Gastank so außerordentlich bescheuert anstellte. Erstens kannte sie die europäischen Gasflaschen aus Metall nicht, was ihr ja niemand verübeln kann. Zweitens störte sie sich am rostigen Griff und Boden und sie ließ sich erst überreden die Flasche anzuschließen als Walter ihr den Stempel bis 2021 zeigte, war ja auch noch ok. Aber dann war sie nicht in der Lage, die Kupplung richtig an unseren amerikanischen Gasfüll-Adapter anzuschrauben. Irgend wie schlampig krumm und undicht draufgedreht, gab sie „Gas Marsch“. Das Gas versprühte sich über den ganzen Hof und vereiste umgehend die Kupplung, den Adapter und die Leitung, sodass gar nichts mehr ging. Tussi war bocksauer und beschuldigte uns, dass unser Adapter schuld sei. Nein, war er nicht. Wir zogen unverrichteter Dinge ab – natürlich ohne zu bezahlen.
Das war am Dienstag. Am Mittwoch früh für 8 Uhr bestelle ich den Shuttlebus zum Einkaufszentrum. Es war der gleiche Fahrer wie am Vortag, der mich fragte, ob wir gestern bei U Haul erfolgreich waren. Irgendwie roch er, dass das nicht geklappt hatte. Ich erzähle ihm die Story und er bot sich an, uns in seiner Mittagspause zum Hardwarestore True Value in Mount Pleasant zu fahren. Die hätten auch Propangas und dort würde es funktionieren. Alle europäischen Segler würde er dorthin fahren. Es hat funktioniert. Vielen Dank Henry.
Henry hat übrigens eine sehr interessante Familiengeschichte. Seine Wurzeln liegen in der Ukraine und die Flucht seiner Familie begann 1917 zu Zeiten der Oktoberrevolution, nachdem der Vater seines Vaters ermordet worden war. Nach einer Odyssee über drei Länder kamen sie schließlich in die USA und erhielten die Aufenthaltserlaubnis und schließlich auch die Staatsbürgerschaft. Nichtsdestotrotz ist er sehr kritisch und meinte, dass dies in der heutigen Zeit wohl nicht mehr funktionieren würde.
Heute, am Donnerstag, bin ich in der Waschmaschinen/Trockner Endlosschleife. In einer Regenpause renne ich vor um die Wäsche in die Maschine zu stecken, und der nächsten Pause, bzw. bei Nieselregen renne ich zurück zum Schiff (immerhin fast 10 Minuten) und dann wieder…. Wäschetrockner, 2. Maschine mit Wäsche, Wäschetrockner. Auf meiner letzten Runde verwischt es mich doch derart, dass ich nass bin, bis auf die Unterwäsche. Also komplett ausziehen, alles in den Plastiksack stecken. Ölzeug raus suchen – wo verdammt sind die Gummistiefel? Das Socken/Waschmaschinen-Phänomen hat zugeschlagen, es fehlt zwar nur eine Socke, aber das Schiff hat meine Gummistiefel gefressen. Das ist viel schlimmer. Also nächste Runde im Ölzeug und Flipflops (ohne Socken, weil die wären ja dann gleich wieder nass) zum Trockner, die regennassen Klamotten trocknen. Im Schiff wird bei diesen Temperaturen nichts trocken.
Eine richtig gute Nachricht haben wir heute zu verkünden. Wir haben ja auf dem Schiff immer mit dem Problem des Standschadens zu tun – und aus diesem Grunde, weil wir uns nicht noch eine weitere Baustelle ans Bein binden wollten, blieb bislang die Webasto Dieselstandheizung aus. Zuletzt hatten wir sie, unserer Erinnerung nach, im Oktober 2013 auf der Rückführung von der Ostsee in die Nordsee nach Hooksiel ins Winterlager angeworfen. Vor über sechs Jahren. Aber, deutsche Wertarbeit !!!, sie tut. Und das ist gut so. Es hat 8 Grad draußen, abnehmend in der Nacht – tagelang durchgefroren bis auf die Knochen, das hält der härteste Segler nicht aus.