Norderney-Amsterdam 30 Stunden

Am Donnerstag, 15.05.2014 sind wir um 11:30, ca. 1 Stunde vor Hochwasser, aus dem Yachthafen Norderney raus. Im Seegatt zwischen Juist und Norderney stand aufgrund des starken NW-Windes in den Vortagen noch eine erhebliche Welle. Walter meint, das waren 2 Meter, aber ich glaube, das waren 1,20 bis 1,50. Der Hafenmeister hatte uns geraten, wieder durchs Dovetief rauszufahren und nicht durch den Schluchter, da dieser Weg hinaus auf die offene Nordsee diese Saison noch nicht neu vermessen und betonnt ist. War ein guter Rat, zwar 6 Meilen (1 Stunde) Umweg, aber Sicherheit geht vor! Wir haben mit der Sunrise ja noch einiges vor. Bis in die Nacht hinein kamen wir mit Vollzeugbesegelung sehr gut voran, zwar kam der Wind nicht wie vorhergesagt aus Nord, sondern Nordnordwest aber die Sunrise läuft am Wind ja sehr gut. Leider hat sich der Wind gegen Mitternacht komplett zum Schlafen gelegt, sodass wir mal wieder mit unserem Otto (Schiffsmotor) schieben mussten. Einen fast wolkenlosen Sonnenuntergang, einen knallroten Vollmondaufgang und einen schönen Sonnenaufgang konnten wir genießen. Auch viele UFOs, besser gesagt, USOs (undefinierbare Schwimmobjekte) haben wir gesichtet. Was da alles Nachts durch die Nordsee geschleppt wird – unglaublich. Halbe Bohrtürme und Bohrinseln. Viele Fischer waren auch bei der Arbeit, alle mit AIS ausgestattet, sodass die Identifizierung gut möglich war. Problematisch sind die Segler, die mit kurzen Kreuzschlägen aufkreuzen und kein AIS haben, da wird der Gegenverkehr ganz kirre – mal rot, mal grün, mal weiß und grün oder weiß und rot. Die Nachtschicht haben wir uns aufgeteilt: Erste Schicht Elke bis 3 Uhr und zweite Schicht Walter bis 7:30 Uhr. Vereinbart war, dass derjenige, der richtig müde wird, den anderen sofort weckt. Walter hat mich etwas länger schlafen lassen und sich anschließend nochmals bis 10:30 aufs Ohr gelegt. Beim gemeinsamen späten Frühstück, mit Frühstücksei*, in der Sonne an Deck, haben wir beschlossen, dass wir noch ganz gut drauf sind und gleich bis Amsterdam durchziehen. In Ijmuiden mussten wir vor der kleinen Schleuse nur kurz warten und flutsch waren wir durch und im Nordzeekanal nach Amsterdam. Ein Schiffsverkehr herrscht hier, wie auf der A8 Samstagsmorgens, wenn alle in die Skigebiete düsen. Der Sixthafen war uns zu voll und deshalb liegen wir jetzt in der niegelnagelneuen Amsterdam Marina auf dem ehemaligen NDSM Werftgelände.Tolle sanitäre Anlagen und Miele-Waschmaschinen und Trockner in der edlen Edelstahlausführung – da geht mir das Herz auf. Walter meint, warte nur mal ab, so wie es hier aussieht musst du die mit Krüger-Rand füttern. Ja, ich habe uns nur telefonisch beim Hafenmeister angemeldet und morgen um 9 Uhr muss ich zum „Vorstellungstermin“. Ich berichte, ob es mich dann gleich rückwärts aus dem edlen Salon raus katapultiert hat.
*Thema Frühstücksei:
Gibt es bei uns so gut wie nie. Ich hatte noch Bio-Eier aus Helgoland im Schrank, die mussten weg. So dunkel kann ich mich noch an den Loriot-Sketsch mit dem 3-Minuten-Ei und dem Gefühl erinnern. Ähnlich lief das bei uns heute ab. Wasser auf den Gasherd, zwei Eier rein und drei Minuten gestoppt (eher gefühlt). Stolz die Eier im Schnapsglas (es gibt an Bord keine Eierbecher) serviert. Walter schlägt das Ei auf und der ganze Eiglibber suppt raus. So schnell wie er das Ei über Bord geschmissen hat, konnte ich gar nicht schauen. Gut, Versuch Nr. 2: Wasser erst richtig voll zum Kochen bringen, zwei frische Eier rein und Stoppuhr an. Nach 2 Minuten das verbliebene Glibberei mit rein und noch 1 Minute mitkochen. Das Ergebnis: Ein wachsweiches Ei und zwei hartgekochte. Kommentar: Ich glaube, mit deinem Gefühl stimmt was nicht.
Und noch eine Randnotiz: Auf dem Foto von heute könnt ihr unschwer eine Bohrinsel erkennen, wie man sie nachts auf der Nordsee nach ca. 3 Std. Lichtergucken dann sieht. Siehe auch Video „Segeln bei Neumond“.