Dresden
Unsere Befürchtung, dass halb Baden-Württemberg und Bayern in den Pfingstferien innerhalb Deutschlands unterwegs ist hat sich nicht bestätigt. Der von uns favorisierte CBM Campingplatz in Dresden Mockritz hat mehr als genügend freie Plätze. Freie Platzwahl!
Kein Andrang in den Sanitäranlagen. Alles sehr sauber und gepflegt. Der Bus in die City hält direkt hinter der Rezeption und mit dem Fahrrad sind es 6 Kilometer bis zur Frauenkirche. Wir wollen unabhängig sein und fahren mit dem Fahrrad in die Altstadt. Das ist das Fortbewegungsmittel unserer Wahl; bei den Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln stellen wir uns bisweilen schon etwas dusselig an (zumindest in Stuttgart sind die Ticketautomaten so programmiert, dass wir noch gar nie auf Anhieb das von uns gewünschte Ticket erhalten haben). Wir bleiben deshalb beim Gewohnten. Also heute mit dem Fahrrad mitten nach Dresden rein. Bei so viel Historien braucht es eine qualifizierte Stadtführung. Eine Kunsthistorikerin führt unsere kleine Gruppe 2,5 Stunden durch die Altstadt. Residenzschloss, Hofkirche, Fürstenzug, Neumarkt, Frauenkirche, Brühlsche Terrasse, Zwinger und Semperoper.
Die Frauenkirche dürfen wir von innen besichtigen und für die Semperoper haben wir eine separate Führung dazu gebucht. Die Frauenkirche lässt ab 13 Uhr immer grüppchenweise 10 Personen rein. Kurzer Aufenthalt und Photoshooting und schon werden wir wieder hinaus komplimentiert. Der einzige Vorteil von Corona ist, dass sich der Besucherandrang in Grenzen hält. Bei der 45 minütigen Führung durch die Semperoper sind wir nur sechs Personen, natürlich mit Mundschutz.
Voll beladen mit Informationen braucht der Kopf eine Pause – auch die Beine sind müde. Abhilfe schafft eines der vielen Straßencafés in der Altstadt. Es gibt sächsischen Eiskaffee (Vanilleeis, Eierlikör, Sahne und Kaffee) sowie die Spezialität Eierschecke.
Das Wetter ist klasse, der Tag noch jung, also schwingen wir uns auf das Fahrrad. Über die historische Augustusbrücke queren wir die Elbe und fahren auf dem Elberadweg einige Kilometer flussaufwärts. Wir kommen an prachtvollen Villen und Schlösschen vorbei. Wer da wohl zwischen 1945 und 1990 gewohnt hat? Die beeindruckendste Villa ist die Villa Stockhausen, jetzt Lingnerschloss, des bereits 1916 verstorbenen Odol-Fabrikanten Karl August Lingner, der das Schloss und den Park der Stadt Dresden vermachte.
Die Auflage war, Schloß und Park für die Bevölkerung zu öffnen und ein Restaurant mit bezahlbaren Preisen einzurichten. Wie es zwischen 1916 und 2020 war wissen wir nicht, aber jetzt ist es ein Touristenmagnet und sehr gut besucht. Weiter geht es zum „Blauen Wunder“, einer Stahlbrücke über die Elbe aus dem Jahr 1893.
Diese sollte am 7. Mai 1945, einen Tag vor Ende des 2. Weltkrieges, genau wie die Augustusbrücke, von den Nazideppen gesprengt werden. Die Sprengung wurde jedoch von zwei Dresdner Bürgern verhindert, die die Sprengkabel kappten. Verdammt viel Geschichte.