Ostersonntag in Brunswick
Geweckt werden wir durch eine Flex auf dem Nachbarschiff. Der Nachbar lässt gerade seinen Ankerkasten umbauen und die Combo des Marine Services ist gestern nicht fertig geworden. Alles Zirkusleute hier! Harz zum Laminieren wird auch versprüht, als Schutz für die Nachbarlieger hält der HiWi eine Pappe. Der Wind, für uns, steht gut. Kein unerwünschter Kleb auf dem neuen Teak. Alles gut; die Aussicht, dass es ein guter Tag wird ist da. Fahrräder nehmen oder laufen? Wir nehmen die Fahrräder. St. Simons Island oder Jekyll Island. Jekyll Island. Knapp 20 km hin, 20 km zurück. An sich für uns keine Entfernung. Mit normalen Tourenrädern ein Spaziergang. Die Leihräder hier bescheren uns ein höheres Handicap, single speed ist die gängige Übersetzung, also treten was das Zeug hält. Zwei Brücken sind zu überwinden. Die große Sidney Lanier Bridge (Nationalstraße 17) und die Brücke über den Intercostal Waterway. Wir verfahren nach dem Motto, was nicht explizit verboten ist, ist erlaubt. So radeln wir auf dem Standstreifen der Bundesstraße über die große Brücke und entlang der einzigen Einfallstraße nach Jekyll Island.
Auf Jekyll Island ist der Bär los. So viele Osterurlauber sind da, dass wir im Freien mit Maske umhergehen. Kurz ein Eis auf die Hand und dann wieder aufs Fahrrad um die Insel zu erkunden. Der Strand ist wie jeder Strand auf der Atlantikseite. Wie an hunderten anderen Orten hier: Dünen, Sandstrand, je nach Tide breiter oder schmäler.
Sehr schön anzuschauen ist der historische Teil der Insel. Wunderschöne, gut erhaltene Sommerhäuser aus der Zeit um 1900.
Außergewöhnlich ist, dass ein ausgewiesener Radweg die Insel durchquert. Radwege in den USA gibt es eigentlich gar nicht. Auf dem Radweg fahrend kommen wir zum einmaligen, erstmaligen Erlebnis einen ausgewachsenen Alligator in Freiheit zu sehen. Direkt neben dem Radweg. Klar, es stehen Warnschilder da, aber die haben wir bislang nie ernst genommen. Jetzt schon. Das Areal in dem diese possierlichen Tierchen leben ist nur durch einen einfachen „Zaun“ abgegrenzt. Holzpfosten und je eine fingerdicke Schnur oben und in halber Höhe, das war’s. Tier und Mensch können da ohne weiteres durch. Für diejenigen, die wissen was sich hinter der Absperrung befindet ist das gut, die anderen leben im Risiko oder nicht mehr lange.