Wohlbekannte Geräusche am frühen Morgen – es regnet und zwar in Strömen. Wir ignorieren den Wecker und deuten das Wecksignal in „Bitte wenden“ (auf der Matratze) um. So kommt es, dass wir heute, nicht wie vorgesehen mit der Bahn nach Brüssel fahren, sondern ein spätes und ausgedehntes Frühstück machen. Es regnet bis in den Nachmittag hinein und wir vertreiben uns die Zeit mit Staubsaugen, Aufräumen, Umräumen, Sachen suchen (wasserdichte Hülle fürs IPhone, denn ein Regenwasserschaden ((Kamera)) reicht), Lesen, Duschen (leider kalt) und Ausruhen. Es ist bereits nach 16 Uhr, als wir uns auf den Weg machen, die Stadt nochmals anzuschauen. Gestern Nachmittag waren wir noch in der Sint-Petrus en Pauluskerk. Diese neu-gotische Kirche sieht aus wie eine kleinere Ausgabe des Kölner Doms und hat wunderschöne Bleiglasfenster.
Heute sind wir durch die Einkaufsstraßen in Richtung Strandpromenade gelaufen. Die Bauten in der Innenstadt sind wohl alle zwischen 1950 und 1970 entstanden, meist 5 – 10 Stockwerke hoch, teils noch höher, und fast alle in sehr üblem Zustand. Sieht aus, als ob nach der Fertigstellung keine Erhaltungsmaßnahmen gemacht wurden. Ganz wenige alte Fassaden sind zu sehen. Oostende scheint wohl unter und wegen den Deutschen vor 70 Jahren sehr gelitten zu haben. Die Stadt wurde gegen Ende des 2. Weltkrieges aufgrund ihrer Hafenanlagen durch Luftangriffe der Westalliierten fast vollständig zerstört. Deshalb auch die vielen Bausünden. Fast an jedem Haus kleben Schilder „te koop“ oder „Appartement te koop“ und wir hatten den Eindruck, dass viele Häuser und Wohnungen leer stehen. Auf der Strandpromenade sieht es nicht anders aus, sie ist gesäumt von Hochhäusern und Hotels, die ihre besten Tage lange hinter sich haben. Auch das Kurhaus, die alte Trinkhalle, die ehemalige Königliche Villa reihen sich nahtlos ein. Das wirklich schöne Bahnhofsgebäude ist nur noch Fassade, es wird ein neuer Bahnhof gebaut und das alte Bahnhofsgebäude wird wenigstens integriert. Fähren nach England fahren seit 2013 auch keine mehr.
Morgen haben wir vermutlich das Kontrastprogramm, wir wollen nach Brüssel.