Vive la France

Vive la France – bonjour Calais
Heute um 9:00 macht der Schleusenwärter für uns 2 Brücken auf und eine Schleusung nach draußen. Unser Tagesziel ist Calais. Um 19:40 ist Hochwasser in Calais und die Brücke vor dem Jachthafen öffnet 2 Stunden vor bis 2 Stunden nach Hochwasser jede Stunde. Für die 55 Meilen müsste das gut passen. Die Wetterprognose ist gut, kein Regen und Wind aus Ost, der Stromatlas sagt mitlaufenden Strom bis 18 Uhr voraus. Als wir draußen sind, kommt der Wind aus Nord und so schwach, dass wir über 3 Stunden den Motor mitlaufen lassen, damit wir überhaupt von Fleck kommen. Danach wird die Genua ausgebaumt, das heißt Walter muss mit dem unhandlichen langen Spibaum auf dem Vorschiff rumturnen, die Genuaschot catchen, einhängen und den Spibaum fixieren. Hierdurch wird gewährleistet, dass die Genua (großes Vorsegel) nicht bei jeder Welle von hinten flappt und das ganze Rigg durchschüttelt, was echt nervig ist und auch aufs Material geht. So kommen wir mit Unterstützung des Tidenstroms doch noch recht gut voran. Ab 14 Uhr nimmt der Wind kontinuierlich bis auf 5 Beaufort zu. Die letzten 5 Meilen müssen wir den platten Vorwindkurs verlassen und auf Halbwindkurs gehen. Da wir noch die große Genua stehen haben und die Welle jetzt von der Seite kommt legt sich die Sunrise immer mal wieder gut auf die Seite. Im Vor- und im Achterschiff wird gut durchgemixt, denn alles, was nicht flugsicher fixiert ist, fliegt auch. Im Salon ist ja immer schön aufgeräumt, nur der dicke Reeds Nautical Almanach fliegt vom Tisch. Unser Timing ist trotz der Dümpelei in den ersten 3 Stunden perfekt. Wir segeln direkt bis vor die Hafeneinfahrt, erst hier (außerhalb vom Fahrwasser) nehmen wir die Genua weg. Um 18:30 wollen wir in den Vorhafen rein, aber die Ampel steht auf Rot. Hatten wir schon erwartet, da wir das AIS Signal der Calais-Dover-Calais Fähre bereits auf dem Bildschirm gesehen haben. Vor uns sind noch 2 Segler, die ebenfalls nach Calais rein wollen. Es wird grün, wir reihen uns ein und fahren gemeinsam in den Wartebereich für Sportboote vor der Brücke, die die Einfahrt zum Jachthafen versperrt. Walter ist froh, dass er den Hafen nicht anfunken muss, weil das der französische Skipper vor uns bereits erledigt. Nach kurzer Wartezeit zeigt das Brückensignal an, dass die Brückenöffnung vorbereitet wird. Der freundliche Hafenmeister sortiert in Blitzgeschwindigkeit die Neuankömmlinge, weist uns einen Liegeplatz in einer Box mit Schwimmauslegern zu, nimmt auch gleich noch die Leinen an und um 19:30 sind wir fest. Sagen wir mal: Heute schlapp begonnen und sportlich geendet. Einen derartigen Zieleinlauf haben wir selten erlebt!